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ZEUGE EINER VERSCHWÖRUNG

50 Jahre nach seiner Entstehung besitzt Alan J. Pakulas Politthriller „Zeuge einer Verschwörung“ („The Parallax View“), der jetzt hierzulande das erste Mal auf Blu-ray veröffentlicht wurde (in sehr guter Qualität, aber ohne Extras, eine DVD-Neuauflage gibt es ebenfalls), immer noch eine erstaunliche Aktualität und passt perfekt in eine von Verschwörungstheorien dominierte Welt, in der auch Anschläge auf amerikanische Präsidentenanwärter wieder en vogue werden. Bekannter dürfte aber Pakulas Film „Die Unbestechlichen“ über die Watergate-Affäre von 1976 sein, dessen politisches Thema noch stärker mit der Realität verknüpft ist. „Zeuge einer Verschwörung“, der auf dem nie ins Deutsche übersetzten Roman „The Parallax View“ von Loren Singer basiert, wirkt dagegen deutlich unwirklicher und fast albtraumartig und dadurch auch nicht immer plausibel, gehört aber dennoch zu den Klassikern des Paranoia-Kinos, ähnlich wie John Frankenheimers „Botschafter der Angst“ von 1962 oder Francis Ford Coppolas „Der Dialog“. Warren Beatty spielt in „Zeuge einer Verschwörung“ den etwas eigenartigen Journalisten Joe Frady, der einer politischen Verschwörung durch die mysteriöse Parallax Corporation auf die Spur kommt. Denn drei Jahre nach der Ermordung eines Senators und Präsidentschaftskandidaten bei einer Wahlkampfveranstaltung sind inzwischen offenbar die meisten der Zeugen des Attentats ums Leben gekommen. Manchmal hat man zwar das Gefühl, dass sich Pakula mehr für die raffinierte Bildgestaltung seines kafkaesken Thrillers ohne Happy End interessiert als für die eigentliche Story, in der Identität und Motivation der Verschwörer reichlich nebulös bleiben, dennoch fängt der Film die durch den Vietnamkrieg und das Kennedy-Attentat bedingte paranoide regierungsfeindliche gesellschaftliche Stimmung dieser Zeit sehr gelungen ein.