Bo Diddley riet einst dazu, ein Buch nicht nach dem Cover zu beurteilen. Genauso sollte man auch mit diesem Album verfahren. Was hier rein äußerlich wie ein strunzdummes Klischee-Psychobilly-Album rüberkommt, mit all dem machohaften „Blut und Monster“-Gedöns, entpuppt sich dann doch als ein sehr detailverliebter Songzyklus mit Zutaten aus Rock’n’Roll, viel Country, Doo-wop und Surf. Selbst für Mariachi-Tröten, Rumba-Rhythmik und mehrstimmiges Herzschmerzgecroone ist man sich hier nicht zu schade. Das soll nicht bedeuten, dass das Trio aus Leeds nicht auch mal richtig drauflos dreschen könnte. Dann klingt es schon mal nach CRAMPS in der Grand Ole Opry oder Hank Williams im CBGB’s. Ein sehr abwechslungsreiches Album ist den drei jungen Briten gelungen, ihr bestes bislang. Dass sie aber auch mit Platten aus der Eighties-Trash-Scene um den berüchtigten Klubfoot-Kult sozialisiert sind, ist jedenfalls deutlich zu vernehmen, insbesondere bei dem Uptempo-Rocker „Getalong gang“, der verblüffend den MILKSHAKES ähnelt. Dazu eine traditionsbewusste Produktion mit Power und Augenzwinkern zu gleichen Anteilen. So kann zeitloser Rock’n’Roll im Idealfall klingen.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #133 August/September 2017 und Gereon Helmer
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #150 Juni/Juli 2020 und Gereon Helmer