Die Idee eines historischen Fortschritts, der in den bürgerlich-aufklärerischen Vorstellungen stetig voranschreitender Zeitlichkeiten angelegt ist, visualisiert sich gern als geradliniges Gehen auf festem Boden. Schlammige Zeit hingegen klingt nach Feststecken, Frustration und an den Schuhen klebenden Resten von Dreck. Die akustische Manifestation dieser rückstandshaften Auffassung von Zeitlichkeit findet sich auf William Doyles neuem Album: Pop-Songs, deren Hooks direkt aus den Siebzigern kommen könnten, werden mit weirden zeitgenössischen Sounds verbunden und zwar auf eine Weise, die virtuos zwischen gefälligen Melodien und deren weirder Dekonstruktion balanciert. „Great Spans Of Muddy Time“ imaginiert eine alternative Temporalität, die in der Popgeschichte vor fünfzig Jahren eine minimal andere Abzweigung genommen hat, in der daher vieles verwandt klingt und doch grundverschieden ist zu unserer gegenwärtigen musikalischen Normalität.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #156 Juni/Juli 2021 und Simon Nagy