Andrew V. McLaglens „Die Wildgänse kommen“ von 1978, die „Mutter aller Söldnerfilme“ – ein hinsichtlich der transportierten Moral und Darstellung menschlicher Verrohung fragwürdiges Subgenre des Actionfilms und eine Weiterführung von starbesetzten Kriegsfilmen wie „Das dreckige Dutzend“ von 1967 –, war an den Kinokassen äußerst erfolgreich. Zahlreiche Imitate folgten, bei denen die deutschen Verleiher aus kommerziellen Gründen im Titel irgendwie eine Verbindung zu „Die Wildgänse kommen“ herzustellen versuchten. Eine „echte“ Fortsetzung entstand dann 1985 mit „Wildgänse 2“, wieder basierend auf einem Roman von Daniel Carney, den dieser erst aufgrund des großen Erfolgs von McLaglens Film schrieb. Die Verbindung zum ersten Film sollte Richard Burton herstellen und erneut die Hauptrolle des Alan Faulkner übernehmen, verstarb aber kurz vor Beginn der Dreharbeiten. Stattdessen spielte Edward Fox Faulkners Bruder Alex. Neben Scott Glenn, Barbara Carrera und Ingrid Pitt ist hier auch noch Laurence Olivier in einer seiner letzten Rollen zu sehen, der wie in „Der Marathon-Mann“ erneut einen Nazi spielt. Genauer gesagt Hitlers Stellvertreter Rudolf Heß, der zu dieser Zeit tatsächlich noch in Berlin im Kriegsverbrechergefängnis Spandau inhaftiert war, und den eine Gruppe von Söldnern im Auftrag eines Fernsehsenders befreien soll. Peter R. Hunt, der 1969 mit dem unterschätzten Bond-Film „Im Geheimdienst Ihrer Majestät“ sein Regiedebüt gab und bereits zuvor für den Schnitt von „Dr. No“, „Liebesgrüße aus Moskau“ und „Goldfinger“ verantwortlich war, gelang mit „Wildgänse 2“ eine herrlich blödsinnige, actionreiche Fortsetzung, die eigentlich nichts mit dem Original zu tun hat. Bei Pidax erschien „Wildgänse 2“ jetzt das erste Mal in komplett ungeschnittener Form und in recht guter Qualität auf DVD.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #155 April/Mai 2021 und Thomas Kerpen