Eigentlich heißt Billy Childishs aktuelle Band WILD BILLY CHILDISH AND CHATHAM FORTS, aber seit einer Weile schon kürzt er de Namen als CTMF ab. Der Name Chatham Forts bezieht sich – Childish hat ja von jeher eine Neigung zu historischen Themen – auf die Palmerston Forts in der Umgebung seiner Heimatstadt Chatham südwestlich von London, eine Reihe von Festungsanlagen aus den 1860er Jahren, als die Angst der Briten vor einer französischen Invasion mal wieder besonders groß war.
Die Band besteht immer noch aus Billys Gattin Julie (Bass, hier „Juju“ genannt) und Schlagzeuger Wolf, und auch wenn der Meister sich seit einigen Jahren verstärkt (und erfolgreich) der Malerei widmet und auf Live-Konzerte eigentlich keine Lust mehr hat (siehe Interview in Ox #124), die Lust am Songwriting, Aufnehmen und Veröffentlichen ständig neuer Platten hat er nicht verloren.
„Sq 1“ ist also alles andere als eine lästige Pflichtübung, sondern wie alles, was Childish in künstlerischer Hinsicht produziert – neben der Malerei und der Musik schreibt er auch – ein spontaner kreativer Ausdruck.
Und man könnte sagen, ein Teil der Kunst liegt hier immer noch in der Reduzierung auf das Wesentliche, gerade was die Musik betrifft auf eine rudimentäre Rohheit. Was hier von Herzen kommt und ursprünglicher künstlerischer Ausdruck ist, hat lange schon viele Nachahmer gefunden (man denke aktuell an die gehypeten THEE OH SEES, die mit ihrem Namen klar auf Childishs legendäre Band THEE HEADCOATS anspielen und sich damit in eine lange Reihe von „Thee-Bands“ einreihen), die aber nie an die beinahe schon an Art Brut erinnernde Einfachheit des Originals heranreichen.
In „Sq 1“ verbreitet Childish eine Art Manifest seines musikalischen Schaffens, stößt in seinem typischen, monotonen Sprechgesang-Stil die Worte hervor: „The reason we didn’t sound like The Smiths is because we wanted to sound like this.“ Allergrößten Respekt habe ich immer wieder vor der Konsequenz (oder ist es Sturheit?), mit der Childish unbeeindruckt von außen und nur beeinflusst durch sein eigenes Gedankenuniversum sein Ding durchzieht.
Böse Menschen behaupten, der 1959 geborene Herr aus der Hafenstadt Chatham nehme seit 39 Jahren immer wieder den gleichen Song, die gleiche Platte auf, aber das ist nur Ausdruck der Unfähigkeit zu erkennen, welch Schönheit in der Repetition liegen kann.
Und außerdem ist es eine Missachtung der Songs, bei denen Julie singt: „When I think about you“ und „The good mind“ sind echte Highlights, die wiederum an THEE HEADCOATEES erinnern, jene Quasi-Sidekick-Band, bei der Julie zwar nie war, wo aber Holly Golightly ihre Karriere begann.
Grünes Vinyl, leider eine sehr spartanische Ausführung ohne Textblatt.
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