Es bringt wenig, wenn man Billy Childishs endlose Parade von Bands unter konzeptuellen Aspekten zu sortieren versucht. Spätestens seit THEE HEADCOATS spielt der Minimalist mit dem Kaiser-Wilhelm-Gedächtnisschnäuzer das, was ihm gerade passt, vermengt auf seinen zahllosen Alben Beat, Garage, R&B und eben auch Punk genau so, wie es ihm in den Kram passt.
Ob seine Band nun BUFF MEDWAYS oder MBE heißt oder wie nun seit einigen Jahren CTMF, es steht Childish drauf, es ist Childish drin, nicht mehr, nicht weniger. CTMF sind personell identisch mit den MUSICIANS OF THE BRITISH EMPIRE, also Billys Gattin Julie am Bass/Gesang und an den Drums der langjährige Mitstreiter Wolf Howard (sonst auch bei Graham Days FOREFATHERS, den PRIME MOVERS, den DAGGERMEN und den KRAVIN A’S tätig gewesen).
Und natürlich Billy an Gitarre und Leadvocals. Der neueste Streich der CTMF (Chatham Town Motherfuckers?) unterscheidet sich in nur wenig von irgendeinem Childish-Album ab etwa 1993, als bei den HEADCOATS die Wut und der Punk-Faktor (vermutlich aufgrund Billys Alkoholabstinenz) zu steigen begannen.
Mit dem erstaunlich zurückhaltenden Opener „It still hurts me“, einer gemächlichen Liebeskummernummer mit E-Piano beginnt Julie Hamper allmählich die Qualitäten von Ex-HEADCOATEES wie Ludella Black oder auch Holly Golightly zu erreichen.
Bereits beim nächsten Song „You can’t capture time“ ist Schluss mit der Sentimentalität, Billy und Co. bollern durch einen unbefangenen, simplen Punkrock-Klopper nicht unähnlich der ersten JOHNNY MOPED-Songs.
„Journey to the end of the night“ bringt den Spirit der frühen HEADCOATS-Scheiben wieder, während „You’re the one I idolize“ beinahe balladesk rüberkommt, besonders rührend hier das Duett von Billy und Julie.
„Darkness was on me“ dreht die Zeit wieder weiter zurück, die Nummer, getrieben von einem KINKS/TROGGS-Riff, hätte ohne weiteres auf einer THEE MIGHTY CAESARS-Scheibe Platz gehabt. Mit dem Instrumental „Marek Le Mole“ huldigt Billy wieder mal seinem Helden Link Wray, das tat er mit ähnlich gestrickten Nummern allerdings auch schon zu Zeiten der MILKSHAKES, als mit „Men With The Golden Guitars“ gleich ein komplettes Album solcher Nummern herauskam.
Dann ist da noch „Gary’s song“, mit „Louie Louie“-Intro, und „The happy place“ mit deutlichen DAMNED-Anklängen. „Last punk standing“ namedroppt Mark E. Smith in einer bemerkenswert „unpunkigen“ Zweiakkord-Beat-Nummer.
In der Summe kein besseres oder schlechteres Childish-Album als eigentlich alle anderen auch, man muss eben nur den Arbeitsethos des Meisters verstehen, und dann erklärt sich auch die Gleichförmigkeit des Werkes bei anhaltend hoher Qualität über die Jahre hinweg.
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