Noise ohne Gitarre? Kann das gehen, kann das funktionieren und gut klingen? Dass Brutalität und Intensität auch ohne Gitarren funktionieren, weiß jeder, der SCREAMERS auch nur halbwegs fehlerfrei buchstabieren kann. Der verzerrte Monsterbass, das druckvolle Schlagzeug und das Keyboard ersetzen auf „Clot“ die Gitarre so vollständig, dass man es gar nicht erst hinterfragen würde, stünde es nicht explizit dabei: „Guitarless Guitar Music“. Die Neuseeländer liefern hier ein wahres Monster ab, das mich beim ersten Durchlauf ein wenig an AUTOBAHN auf einem Killertrip erinnert, gleichzeitig an die negativen Elemente der frühen SWANS und deren unbedingte Hingabe an die Kraft der puren Zerstörung. An manchen Stellen klingt das wie ein Maschinengewehr in Zeitlupe, bei dem dir jede Kugel einzeln um die Ohren fliegt. Hier sitzt jeder Ton und erfüllt präzise seine Funktion der Verdichtung. Das unruhige Gefühl, dass sich bei der richtigen Lautstärke einstellt, macht genau den Kitzel aus, der früher dafür gesorgt hat, dass man sich manche Filme einfach ansehen musste, obwohl man wusste, dass es danach mit der Nachtruhe nicht klappen würde. So muss Noise klingen, brachial, chirurgisch präzise, genau auf den Schmerzpunkt. Definitiv eine der besten Platten aus diesem Genre, die ich in den letzten Jahren gehört habe, und da gab es einige.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #152 Oktober/November 2020 und Kalle Stille