WASSUP ROCKERS

Nach dem reichlich deprimierenden KEN PARK hat Larry Clark offensichtlich seinen Sinn für Humor (wieder-)entdeckt (siehe auch TEENAGE CAVEMAN), ohne dass sich etwas an seinem grundsätzlichen Sujet geändert hätte, wobei sich WASSUP ROCKERS oft mehr wie ein Bruce La Bruce-Film anfühlt.

Darin beobachtet er den Alltag von einigen skateboardenden Latino-Kids in South-Central Los Angeles mit einer Vorliebe für Punkmusik, die sich bei ihrer skurrilen Odysee durch Beverly Hills mit dem alltäglichen Rassismus konfrontiert sehen.

Und so ist das Thema von Clarks Film eher die Ausgrenzung von ethnischen Minderheiten – allerdings geht es auch um die Konflikte der Latinos mit ihren schwarzen Nachbarn bzw. die durchaus mögliche Perspektiven von Verständigung zwischen unterschiedlichen sozialen Klassen – und weniger um die Beobachtung der sexuellen Gewohnheiten der Kids (ganz ohne geht es natürlich auch nicht), was WASSUP ROCKERS sicherlich zu einem der unterhaltsamsten Werke dieses Regisseurs macht.

Clark bemüht sich zwar um einen dokumentarischen Look, viele Szenen scheinen auch recht improvisiert zu sein, zumal er hier mit Amateurdarstellern arbeitet, gleichzeitig ergibt sich durch Steve Gainers stringente Fotografie und die flotte Schnitttechnik ein recht durchkomponierter, dynamischer Film, dessen angepeilte Authentizität durchaus beim Zuschauer ankommt und der mit einigen netten Skate-Szenen und einem Punk-Soundtrack mit Musik einiger junger South Central L.A.-Bands aufwarten kann.

Ein wenig irritierend sind im Kontrast dazu allerdings einige teils ziemlich ins Groteske gesteigerte Episoden des Films, denn was den Latino-Kids hier widerfährt, ist nicht unbedingt realistisch, und vor allem das Intermezzo auf einer Party, wo die Kids auf irgendwelche exzentrischen Künstlertypen treffen, ist vollendeter B-Movie-Camp, was ich eingangs mit meinem Verweis auf Bruce La Bruce meinte.

WASSUP ROCKERS mag nicht Clarks bester Film sein, aber definitiv sein leichtverdaulichster – die knapp 110 Minuten merkt man ihm auch nicht unbedingt an –, soweit man halt der harten Lebensrealität der Latino-Kids sonnige Seiten abgewinnen kann, was ihm viele Kritiker extrem übel nahmen, und dürfte damit auch für Leute interessant sein, die ansonsten nichts mit seinen Filmen anfangen können.

Sein Realismus hält sich sicher in Grenzen, einige der hier auftauchenden Personen sind viel zu klischeehaft und grotesk überzeichnet, dafür ist WASSUP ROCKERS aber lebendiger als so viele andere Filme, die sich thematisch mit dem Alltag von Teenagern auseinandersetzen.

Die deutsche Synchro der DVD ist allerdings mal wieder komplett unerträglich, also bitte das Ganze unbedingt im Original anschauen. Übrigens ebenfalls empfehlenswert, Clarks Beitrag zum insgesamt etwas zu artsy-fartsy ausgefallenen Erotik-Kurzfilmprojekt „Destricted“, wo er ein recht amüsantes, ungewöhnliches Porno-Casting dokumentiert.