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VIOLINEN WACHSEN NICHT AUF BÄUMEN

Olaf Lux

Eigentlich war diese Buchbesprechung bereits für die letzte Ausgabe geplant, jetzt ist daraus eine Art Nachruf geworden, denn Klaus Schulze ist Ende April im Alter von 74 Jahren verstorben. Ein neues Studioalbum namens „Deus Arrakis“ soll im Juni erscheinen. In der taz war von einem Progrock-Pionier die Rede, was natürlich großer Unsinn ist, den ähnlich wie TANGERINE DREAM, auf deren erstem Album „Electronic Meditation“ er Schlagzeug spielte, war Schulze einer der international erfolgreichsten und wichtigsten deutschen Vertreter von Elektronik-Musik. Wie bei TANGERINE DREAM und anderen so genannten Elektronikpionieren der Siebziger waren Synthesizer zu dieser Zeit eher Mangelware, weil meist unerschwinglich und schwer handhabbar, was aber auch den Reiz dieser Frühwerke elektronischer Musik ausmacht, da bei der Erzeugung ungewöhnlicher Klänge deutlich mehr Erfindungsreichtum nötig war als nach der Digitalisierung in den Achtzigern. Aber Schulze war nicht nur allein Musiker, sondern auch Produzent und Labelbetreiber, dem wir etwa das erste IDEAL-Album zu verdanken haben oder auch die frühen DIN A TESTBILD-Platten. Mit „Violinen wachsen nicht auf Bäumen“ hat Olaf Lux jetzt im Eigenvertrieb eine umfassende Schulze-Biografie veröffentlicht, der natürlich die persönliche Note einer Autobiografie fehlt, die aber dank seines lockeren humorvollen Schreibstils und zahlreicher eingestreuter Anekdoten, die der Autor innerhalb von fünf Jahren zusammengetragen hat, mehr ist als nur eine kommentierte Auflistung von Platten und Konzertaktivitäten von einem Fan für Fans und auch interessante Innenansichten der deutschen Musikszene liefert.