Auf dem Debüt „A Taste Of Violette“ gab es lange, progressive Songs mit englischen Texten zu bestaunen – sieben Stück in einer Stunde –, nun haben sich VIOLETTE umbesonnen, singen auf Französisch und halten die elf Songs in einer Dreiviertelstunde kompakter.
Überwiegend funktioniert die Änderung auf „Notre Essence“ sehr gut, gerade in getragenen Songs mit viel Clean-Gesang wie „Laisse brûler“. Allerdings ist es gerade in solchen Passagen durchaus merkwürdig, nicht viel zu verstehen, was beim Geschrei weniger ins Gewicht fällt.
Ganz große Hits wiederum findet man hier ohnehin nicht, daher ist es halb so schlimm, dass die Texte nicht unbedingt zum Mitsingen einladen. Viel mehr kann man mutig finden, in einer Sprache zu singen, die für die Band selbst stärker emotional geladen, jedoch kommerziell kaum verwertbar ist.
Insgesamt ist „Notre Essence“ ein Schritt in die richtige Richtung, man sollte progressiv nur nicht mit extrem technisch verwechseln – zur schneller-krasser-gniedeliger-Fraktion gehören VIOLETTE nicht.
Sie können weder mit der technischen Versiertheit von PERIPHERY, noch mit der Epik von HYPNO5E mithalten, sondern verbinden vor allem knallende Metal-Riffs mit verträumten Passagen. Wer ansatzweise genre-affin ist, sollte die Bandcamp-Seite auschecken.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #148 Februar/März 2020 und Andreas Kuhlmann