VASMERS BRUDER

Peer Meter, David von Bassewitz

Egal, ob Carl Großmann oder Jack the Ripper, Massenmörder üben eine beängstigende Faszination aus und bieten reichlich Ansätze für finstere Geschichten. Mit „Haarmann“ hat auch Peer Meter sich 2010 schon einmal recht erfolgreich auf diesem Gebiet versucht.

Nun also widmet er sich dem schlesischen Kannibalen Karl Denke, dieses Mal in Zusammenarbeit mit David von Bassewitz. Denkes Motiv konnte aufgrund dessen Selbstmords in der Gefängniszelle unmittelbar nach seiner Festnahme und noch vor einem Verhör nie gänzlich geklärt werden.

Fest steht, dass er zwischen 1903 und 1924 mindestens 30 Menschen getötet und teilweise zu Fleisch-, Wurst- und Lederwaren weiterverarbeitet hat. Denn über seine Opfer hat der Gärtnergeselle, durch und durch deutsch, akribisch Buch geführt.

Inklusive Gewichtsangabe – angezogen, ausgezogen und ausgeweidet. Meter gibt diese Ereignisse allerdings nur indirekt wieder. Eigentlicher Protagonist ist der Journalist Vasmer, der sich während einer Recherchereise tief in diese abgründig böse und erschreckende Geschichte hineinziehen lässt.

Teile der Handlung werden unübersetzt auf Polnisch abgedruckt – aus Denkes Heimatort Münsterberg ist nach dem Zweiten Weltkrieg das polnische Ziebice geworden –, um die Gesamtgeschichte nachvollziehen zu können, muss man diese aber nicht zwangsläufig verstehen.

Vielmehr soll dies die Identifikation mit der Hauptperson, die des Polnischen auch nicht mächtig ist, verstärken. So entsteht eine uneindeutig-fahrige, angstgeladene Atmosphäre, die nicht zuletzt dank Bassewitz’ grobkörnigen und unscharfen Graustufen-Bildern hochgradig verstört.

Und die Lektüre gerät zur mitunter ekelerregenden seelischen Folter, die man nicht unbedingt mehrfach durchleben möchte.