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VAMPIRE’S KISS

Wer sich aktuell mal wieder über das fürchterliche Overacting von Nicolas Cage in „Die Farbe aus dem All“ aufregt, eine von sechs Produktionen, in denen Francis Ford Coppolas Neffe 2019 auftauchte, sollte sich mal „Vampire’s Kiss“ zu Gemüte führen, das Spielfilmdebüt von Robert Bierman, der überwiegend fürs Fernsehen gearbeitet hat. Denn in „Vampire’s Kiss“ ist Cage völlig außer Kontrolle geraten und agiert wie ein Bekloppter. Aber so muss man wohl auftreten, wenn man glaubhaft vermitteln will, warum jemand Küchenschaben verspeist, mit einem Plastik-Vampirgebiss durch die Gegend rennt oder sich angeregt mit einer Hauswand unterhält. Cage spielt hier einen unsympathischen 80er-Jahre-Yuppie, quasi eine Art Vorläufer von Patrick Bateman aus „American Psycho“, der seine Büroangestellte Alva wegen einer unauffindbaren Akte auf immer fiesere Art schikaniert. Nach einem seiner nächtlichen Streifzüge durch die Clubs von Manhattan glaubt er, Opfer einer verführerischen Vampirin geworden zu sein („Flashdance“-Star Jennifer Beals) und sich jetzt selbst in einen Blutsauger zu verwandeln, was seiner Psyche gar nicht gut tut, woran auch Besuche beim Psychiater nichts ändern. Es lässt sich gut nachvollziehen, warum „Vampire’s Kiss“ damals ein ziemlicher Flop war, denn als Horrorkomödie funktioniert Biermans Film überhaupt nicht (was einem der deutsche Zusatztitel „Ein beißendes Vergnügen“ aber weismachen soll), denn dafür verursacht Cages Irrenhaus-Performance zu großes Unbehagen. Ob „Vampire’s Kiss“ deswegen gleich ein Kultfilm ist, sei mal dahingestellt, aber er besitzt zahlreiche echte „Seeing is believing“-Momente. Wie bereits die alte MGM-DVD enthält auch die Blu-ray-Premiere im Mediabook die um acht Minuten längere Originalfassung. Neu ist ein Audiokommentar von Bierman und Cage.