UNVERBLÜMT – NICHTS IST PRIVAT

Hinter dem deutschen Titel UNVERBLÜMT verbirgt sich TOWELHEAD, der erste Kinofilm von AMERICAN BEAUTY-Autor und SIX FEET UNDER- und TRUE BLOOD-Schöpfer Alan Ball, basierend auf dem Buch von Alicia Erian, der allerdings auch als NOTHING IS PRIVATE bekannt ist, insofern stimmt zumindest der deutsche Zusatztitel.

Es hat etwas gedauert, bis TOWELHEAD hierzulande veröffentlicht wurde, eigentlich verwunderlich angesichts des Rufs, den Ball vor allem bei TV-Serien-Junkies besitzt. Möglicherweise, weil der zur Zeit des Golfkriegs Anfang der Neunziger angesiedelte Film thematisch eines dieser heißen Eisen anpackt.

Denn im Mittelpunkt steht das sexuelle Erwachen der 13-jährigen Jasira, Tochter eines Libanesen und einer Amerikanerin, die direkt zu Beginn eine unangenehme Begegnung mit dem neuen Freund ihrer Mutter (Maria Bello) hat, was zu folgender Einschätzung führt: „Bottom line is, Jasira, there are right ways to act around men, and wrong ways.

And for you to know which is which, you should go live with one.“ Weshalb Jasira fortan bei ihrem strengen libanesischen Vater in Houston wohnen muss, dessen Figur nicht immer ein sonderlich schmeichelhaftes Bild von Menschen islamischen Glaubens zeichnet, man könnte dessen Ansichten auch als „Umgekehrten Rassismus“ bezeichnen.

Wesentlich provokanter ist allerdings Jasiras Begegnung mit dem pädophilen Nachbarn (Aaron Eckhart) – ein Reservist und Familienvater, der darauf wartet, in den Golfkrieg zu ziehen. Zumal das Mädchen dabei auf höchst irritierende wie naive Weise mit ihrer Sexualität umgeht, wo Nabokovs „Lolita“ nicht weit ist.

Außerdem weist TOWELHEAD angesichts der recht dramatischen Geschichte oft einen etwas bizarren Humor auf, bleibt aber dennoch immer angenehm clever und „thought provoking“ und ist insgesamt äußerst sehenswert.