„Unserer Kompromisslosigkeit hatte der Staat nichts entgegenzusetzen“, resümiert Geralf Pochop in seiner gerade erschienen Autobiografie über das Leben als Punk in der DDR. Er gehörte zu den Mitbegründern der Punk-Szene in Halle/Saale, in der er bis zu seiner Ausreise 1989 politisch aktiv war.
Pochop beschreibt sein Leben als die Geschichte einer totalen Verweigerung und Selbstermächtigung gegen das vorherbestimmte Leben in der DDR. Er schildert seine Suche nach Freiräumen sowie nach Aktionsformen politischen Protests und wie er und seine Freund*innen diese gestalteten, die Konfrontation mit dem Staat bewusst suchend.
Dabei entsteht ein Bild zumindest regional etablierter autonomer Subkulturen seit den frühen Achtziger Jahren, die dem Staat ein Dorn im Auge waren. Ein von den DDR-Institutionen unabhängiges Leben schien möglich.
Wegen Herabwürdigung des Staates saß Pochop 1987 als politischer Gefangener sechs Monate in Haft. In seiner Erzählung, deren Stil ein wenig die schriftstellerische Finesse fehlt, gelingt es Pochop dessen ungeachtet so eindringlich wie kaum jemandem vor ihm, die staatliche Repression, das „Punk-Verbot“ und die Verfolgung der Punks in der DDR in Worte zu fassen.
Das gilt besonders für die Darstellung der Anwerbeversuche der Stasi, die sich mehrfach erfolglos bemühte, Pochop als Spitzel zu verpflichten. Wer sich über Punk in der DDR informieren will, findet in Pochops Autobiografie einen guten und informativen Überblick mit vielen Fotos und Aktenkopien.
Über die grafische Gestaltung und Farbgebung der Buchseiten, die an Stasi-Akten angelehnt sind, wird man hingegen streiten können.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #138 Juni/Juli 2018 und Salvador Oberhaus