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UNSER MANN IN RIO

Als 1962 der mit noch relativ bescheidenem Aufwand gedrehte erste Bond-Film „Dr. No“ in die Kinos kam, ahnte sicher niemand, dass dies eine Welle vergleichbarer Werke auslösen und zu einem eigenen Genre führen würde. Denn ab 1964 entstanden jede Menge in Europa produzierte Eurospy-Filme, die die Bond-Reihe entweder billig imitierten oder gleich parodierten. Allerdings hatte Frankreich mit OSS 117 bereits vor Fleming einen eigenen Pre-Bond-Geheimagenten am Start, der 1949 das erste Mal in einem Roman von Jean Bruce auftauchte und 1956 im Film „Männer, Frauen und Gefahren“. Der von Henry Levin gedrehte „Unser Mann in Rio“ gehört ebenfalls zur Eurospy-Welle und neigt zu einem eher parodistischen Umgang mit der Welt der globetrottenden und von Frauen schwärmerisch verehrten Geheimagenten und Superschurken. In einem Interview bezeichnete Quentin Tarantino „Kiss The Girls And Make Them Die“ (so der herrlich schräge US-Titel von „Unser Mann in Rio“) mal als einen seiner Lieblings-Agentenfilme, wobei man mit solchen Aussagen immer etwas vorsichtig sein muss. In diesem Fall hat Tarantino aber vollkommen recht, denn der herrlich poppige und überdrehte „Unser Mann in Rio“, der jetzt das erste Mal hierzulande auf DVD und Blu-ray erschien (in ausgezeichneter Qualität), gehört zu den unterhaltsamsten Eurospy-Werken und wartet, neben exotischen Schauplätzen, mit der absurden Prämisse auf (die in ähnlicher Form in „Moonraker“ 13 Jahre später auftauchte), dass ein von China finanzierter brasilianischer Industrieller durch massive Strahlendosen aus dem Weltall die Bevölkerung der USA unfruchtbar machen will. Diesen Plan versucht der CIA-Agent Kelly, eine etwas blasse Bond-Kopie mit Bananen-Obsession, zu durchkreuzen, dem aber häufiger die Show von seinem resoluten Chauffeur gestohlen wird, gespielt von einem wie immer großartigen Terry-Thomas.