Die deutsche Filmregisseurin und Drehbuchautorin Julia von Heinz dreht schon seit 2001 Filme, zu ihrem Schaffen gehört etwa „Hanni & Nanni 2“ und „Ich bin dann mal weg“. Ihr aktueller Spielfilm „Und morgen die ganze Welt“, der inzwischen auf DVD und Blu-ray erschien, dürfte einer ihrer bisher persönlichsten Filme sein – von ihrer eigenen Jugend inspiriert, aber nicht streng autobiografisch. Julia von Heinz thematisiert darin ihr langjähriges Engagement bei der Antifa, der sie sich 1991 als 15-jährige anschloss, nach einem Überfall von Neonazis auf ihre Geburtstagsfeier. Die Abkehr von der Antifa hatte offenbar viel mit deren Umgang mit Gewalt zu tun, den sie zusehends kritisch sah. „Und morgen die ganze Welt“ greift somit ein interessantes aktuelles Thema auf und könnte durch die persönliche Färbung des Films für eine neue Perspektive in der Diskussion um den gewaltbereiten Linksextremismus sorgen, der von konservativer Regierungsseite immer gerne mit Rechtssextremismus gleichgesetzt oder als noch schlimmer verteufelt wird. Die Hauptfigur ist die aus einer wohlhabenden Familie stammende 20-jährige Jurastudentin Luisa, die sich aufgrund des zunehmenden gesellschaftlichen Rechtsrucks in Deutschland (die AfD taucht hier als fiktive rechte Partei „Liste 14“ auf) einer Antifa-Gruppe anschließt. In Folge wird bei der Bekämpfung von Rechtssextremismus Gewalt zunehmend ein probates Mittel für sie. Ein spannendes Thema, aber Julia von Heinz’ mit viel wackeliger Handkamera um Authentizität bemühte Milieustudie bleibt einem diesbezüglich konkrete Antworten schuldig und bedient letztendlich nur Klischees, die man in der Regel mit der linken Szene verbindet. Ähnlich unglaubwürdig ist auch das Agieren der Hauptdarsteller:innen in dieser erschreckend plumpen Coming-of-Age-Geschichte.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #155 April/Mai 2021 und Thomas Kerpen