ULTRASCHALL

s/t CD-R

Wenn eine Band bei einem Auftritt vor verwöhntem Berliner Kunst- und Trash-Publikum nicht einmal mehr ausgebuht wird, weil viele der Anwesenden nur noch peinlich berührt sind, und wenn die Schwester eines der Beteiligten sich für ihren Bruder, der bei ULTRASCHALL spielt, von ganzem Herzen schämt, dann kann deren Darbietung so schlecht nicht gewesen sein.

Ob es nun popkulturelle Relevanz hat, was das Quartett darbietet, das wird sich erst in Zukunft zeigen. Fest steht, dass es seit langem keine Band mehr gegeben hat, die ihr Konzept so schlüssig verfolgt.

Und die Mitglieder sind keine Unbekannten: Die Gitarre schwingt Fil "Didi & Stulle" Tägert, der sich hier "Dirque du Soleil" nennt, am Bass ist Chrigel "NM" Farner und am Keyboard ATAK - nur Sängerin Silentia war mir zuvor unbekannt.

Auf komplett ausgereizter CD-Länge loten sie in einer Mischung aus Tonkunst und Post-No Wave-Klangräumen aus, die in ihrer Radikalität bisher noch nicht erschlossen waren. John Cage hat vor Jahrzehnten vorgelegt, andere wie TYPE O NEGATIVE versuchten sich eher bemüht daran, aber es mussten erst die unbedarften Berliner von ULTRASCHALL kommen, um an die Grenzen der auf Tonträger bannbaren Musik zu stoßen und Räume hinter all den halbgaren SUNN O)))s und ALVA NOTOs zu eröffnen.

Dass sie mit diesem Debüt auch einen abschließenden Punkt - kein Ausrufezeichen - hinter die Geschichte des physischen Tonträgers setzen, ist dabei nur ein Randaspekt. Große Kunst, die aus dem Bauch kommt.

Erhältlich für einen 5-Euro-Schein mit Cover und für 3 Euros ohne. (79:59) (10)