ULTRAKULTUREN UND RECHTSEXTREMISMUS

Jonas Gabler

Der Ultra, das unbekannte, extrem heterogene Wesen. Ihm auf die Pelle rücken wollte Jonas Gabler mit seiner Diplomarbeit. Diese hat der linke PapyRossa Verlag aus Köln in der Reihe Hochschulschriften verlegt.

Doch wer nun zuckt und einen verquasten wissenschaftlichen Textmist erwartet, kann ruhig noch etwas weiter lesen. Denn auch wenn es sich um eine wissenschaftliche Arbeit handelt, in weiten Teilen liest diese sich wenig verkopft und schildert gut lesbar und informativ die Geschichten der Ultras in Italien und in Deutschland sowie das Problemfeld des Rechtsextremismus.

In Italien etwa entstanden die Ultras laut Gabler schon in den 1960er und 1970er Jahren, als in Deutschland noch die Kuttenträger wie gescheiterte Rockerclubs die Kurven bevölkerten. Gabler stellt fest, dass in jenen Jahren, als in Italien sowohl politisch linke wie rechte Strömungen auf den Straßen aktiv waren, auch die Ultras eine Art Protestkultur darstellten – die sie indes in die Stadien trugen.

Je nach Sichtweise sind sie also eine soziale, oder asoziale Bewegung mit einem Faible zur extremen Provokation, teils einer Vorliebe für Gewalt und besonders in Italien oft dem Faschismus und Rassismus zugetan.

Zuweilen sind Ultras – dort – in kriminelle Machenschaften verstrickt, aber – wie in Deutschland – auch aktiv im Kampf gegen Polizeistaat, Kommerz sowie gelegentlich sogar als scharfe Kritiker gesellschaftlicher Missstände umtriebig.

All jene Problemfelder schildert der Autor, analysiert sie am Ende seiner (dann wirklichen) Diplomarbeit und blickt dabei auch auf die Strategien von Fanprojekten oder Initiativen, die der (provokativen) Menschenfeindlichkeit, dem (echten) Rassismus und einem (möglichen) Rechtsextremismus entgegen treten (wollen oder sollen).

Es folgen ein Ausblick und Hinweise auf eine konstruktive Fanarbeit – etwa mit den Ultras oder anderen Problemfans. Das Buch schildert also jeweils zur Hälfte Historisches sowie Analytisches aus der und über die Kurve.