Bei Deutschpunk bin ich raus, schneller als jemand "Ey, haste mal'n Euro?" sagen kann, und entsprechend misstrauisch betrachtete ich dann auch die CD der TRÄSH TORTEN COMBO, deren Artwork erst auf den zweiten Blick nicht mehr so übel aussieht.
Ungehört weitergeben oder doch einen Versuch wagen ...? Okay, ab in den CD-Player, und dann die Überraschung: Kein Deutschpunk-Gerumpel, trotz Punk und deutscher Texte, sondern eine bei der Gründung 1996 zu 100 und heute immerhin noch 75 Prozent weibliche Band aus Berlin, die ich als einzig legitime Nachfolger der legendären HANS-A-PLAST bezeichnen möchte.
Unglaublich, wie man sich hier mal eben ins Jahr 1980 zurückversetzt fühlt, musikalisch, textlich, die Grafik betreffend - und natürlich in erster Linie, was den Gesang von Frontfrau Anne anbelangt.
Dabei hat man hier nicht das Gefühl, dass da eine Band plump und bewusst auf die Retro-Karte setzt, sondern dass man/frau eben einfach so klingt. Immerhin, auf ihrer MySpace-Seite nennen die BerlinerInnen, deren erstes Album das hier nach diversen Kleinformaten und Sampler-Tracks ist, erwähnte HANS-A-PLAST als klare Vorbilder, aber auch ARTLESS, NOTDURFT und BÄRCHEN & DIE MILCHBUBIS sowie generell Sixties und Surfpunk nordamerikanischer Herkunft - ähnlich begeisternd waren/sind da nur die SHOCKS.
Wirklich gut ist hier auch die Produktion, da rumpelt nix, trotz der eher simpel wirkenden Musik, und so bin ich von "Abgelehnt" vollkommen begeistert, habe ich schon lange keine deutsche Punkband mehr in den Fingern gehabt, die so überzeugend an die Wurzeln des Genres hierzulande anknüpft.
Schlimm nur, dass so all die miesen Bands noch schwerer zu ertragen sind, denn jetzt weiß man ja, dass andere es viel, viel besser können ... (29:33) (9)
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #68 Oktober/November 2006 und Joachim Hiller