Ende letzten Jahres gab es bei Cherry Red schon die Neuauflage des TOYAH-Debüts „Sheep Farming In Barnet“ als Deluxe-Edition auf zwei CDs, die zahlreiche zusätzliche Demos, Alternativversionen und Live-Aufnahmen enthielt. Frontfrau Toyah Ann Willcox lieferte dafür den Bandnamen, über die Jahre wurde daraus aber immer mehr ihr Soloprojekt. In ähnlicher Form erschien jetzt das ein Jahr später entstandene zweite Album „The Blue Meaning“ von 1980, das wie das Debüt auf dem britischen Independent-Label Safari Records rauskam und trotz guter Kritiken überschaubaren kommerziellen Erfolg hatte. In dieser Phase kann man TOYAH durchaus noch mit den damaligen New-Wave- und Post-Punk-Vertretern in Einklang bringen, nicht zuletzt durch den auffälligen „punkigen“ Look von Willcox, die sicherlich zu den charakteristischsten Sängerinnen dieser Zeit gehörte und sogar Kate Bush, Hazel O’Connor oder Siouxsie Sioux in Sachen gesanglicher Exzentrik weit hinter sich ließ. Nina Hagen hat sich bei ihr möglicherweise auch etwas abgeguckt. Gut zu sehen ist bei „The Blue Meaning“ auch die schon bei „Sheep Farming In Barnet“ spürbaren überdurchschnittlichen musikalischen Ambitionen von TOYAH, die ihren new wavigen Art-Rock/Pop mit starken Prog-Elementen und sperrigen Arrangements versahen so wie etwa MAGAZINE, was beim Punk-Publikum nicht immer gut ankam. Beeindruckend an „The Blue Meaning“ ist immer noch die durchgängige Energie der Platte, mit Willcox als Motor des Ganzen, die im Gegensatz zu vielen anderen Achtziger-Jahre-Produktionen auch soundtechnisch extrem gut gealtert ist – musikalische Verrücktheiten scheinen immer noch am zeitlosesten zu sein.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #155 April/Mai 2021 und Thomas Kerpen
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #158 Oktober/November 2021 und Thomas Kerpen