Foto

TONY ARZENTA

Ich weiß noch, wie ich für wenig Geld in einer Videothek eine IMV-Kassette von „Tödlicher Haß“ ergatterte. Auf dem Cover war Alain Delon im Trenchcoat zu sehen, der die Waffe auf einen richtete. „Hart, unerbittlich, gnadenlos“ hieß es da, und für die New York Times handelte es sich um den „härtesten Delon-Film“, da konnte man nicht viel falsch machen. Was man in Zeiten vor dem Internet nicht wusste, war, dass die IMV-Kassette noch stärker geschnitten war als die Kinofassung aus den Siebzigern. Erstaunlicherweise galt diese Fassung bis Oktober 2021 als schwer jugendgefährdend. Inzwischen erschien „Tödlicher Haß“ unter dem Originaltitel „Tony Arzenta“ bei Explosive auf Blu-ray im Mediabook und als Doppel-DVD mit der komplett ungeschnittenen internationalen Fassung und der kürzeren deutschen Kino-Fassung – nie synchronisierte Passagen sind nur untertitelt. Zuvor gab es weltweit noch keine Veröffentlichung von „Tony Arzenta“ in vollständiger Form auf einem digitalen Medium. Regisseur Duccio Tessari, der auch schon am Drehbuch von Leones „Für eine Handvoll Dollar“ beteiligt war, wird wegen „Eine Pistole für Ringo“ und „Ringo kommt zurück“ vor allem von Italowestern-Fans geschätzt, drehte aber auch Sandalen- und Kriminalfilme. Handlungstechnisch ist „Tony Arzenta“ eigentlich nicht weiter bemerkenswert. Delon spielt darin den titelgebenden Mafia-Killer Tony Arzenta, der seinen Job an den Nagel hängen will, was seinen Auftraggebern aber nicht passt. Doch die Autobombe, die für Arzenta gedacht war, tötet dessen Frau und Sohn. Arzentas darauf folgender Rachefeldzug findet dann in Italien, Deutschland und Dänemark statt. Auch heute noch bietet „Tony Arzenta“ extrem brutales, zynisches und actionreiches Gangsterkino, das für seine unmoralischen Figuren keinerlei Hoffnungsschimmer bereithält.