Manchmal beginnt man an sich selbst zu zweifeln: TONE kommen aus Washington, D.C., existieren seit 1991, und wie ich lesen muss, haben sie bereits drei Alben via Dischord veröffentlicht. Hm, mal eben gecheckt, also besprochen habe ich nie etwas von denen, und siehe da, die Platten haben "halbe" Katalognummern, sind also keine originären Dischord-Releases, was erklärt, weshalb sie an mir vorbeigegangen sind.
Schade eigentlich, denn wenn die bisherigen insgesamt fünf Platten (zwei davon kamen auf Independent Project, dem Label von Ex-SAVAGE REPUBLIC-Mann Bruce Licher) auch nur annähernd so gut waren wie "Solidarity", dann habe ich echt was verpasst.
Dabei tragen TONE, deren neues Werk von J Robbins produziert wurde, eine schwere Bürde: Sie sind eine Instrumental-Band, und ich habe das Gefühl, bei diesem Stichwort steigen 95% all jener, die sonst interessiert aufhorchen, ganz schnell aus.
Komischerweise haben Bands ohne Sänger/Sängerin den Ruch, besonders schwierig zu sein, was aber eigentlich Quatsch ist. Es bedeutet letztlich nur, dass die Band die Aufmerksamkeit des Zuhörers, die gewohnheitsmäßig auf eine Stimme lauert, die sie durch die Songs führt, mit anderen Mitteln gewinnen muss.
Keine Ahnung, mit welchen Tricks man da arbeiten kann, aber Fakt ist, dass TONE den Bogen raushaben, und man merkt eigentlich erst nach drei, vier Songs, dass da ja was "fehlt" - oder eben nicht.
Die Band, bei der sich unter anderem ehemalige Mitglieder von UNREST und GOVERNMENT ISSUE tummeln, beruft sich musikalisch auf Vorbilder wie Glen Branca und erwähnte SAVAGE REPUBLIC, und was die Sache nicht gerade gewöhnlicher und einfacher macht, spielt in einer Besetzung aus zwei Drummern, einem Bassisten und gleich fünf(!) Gitarristen - was den teilweise recht orchestralen, ungewohnt vollen Klang der sieben Kompositionen erklärt, die aber keinesfalls überfordern, sondern sich durchaus im Rahmen gewohnten Indierocks bewegen.
Dabei ist "Solidarity" eine wirklich mitreißende, sehr atmosphärische Platte, die spontan gefällt und definitiv sehr gut ins Programm von Neurot passt. (53:39) (09/10)
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #47 Juni/Juli/August 2002 und Joachim Hiller
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #64 Februar/März 2006 und Joachim Hiller