Bis jetzt habe ich Tom Morellos „political alter ego“ THE NIGHTWATCHMAN gekonnt ignoriert – das liegt daran, dass ich mit RAGE AGAINST THE MACHINE nie viel anfangen konnte, obwohl ich schon wusste, dass diese Band eine ganze Menge Menschen politisiert hat.
Entsprechend voreingenommen war ich gegenüber „World Wide Rebel Songs“ mit seinem überzogenen Titel und Artwork (ein bisschen Hammer und Sichel, Tom Morello feuert mit einer MP durch die Gegend, während sich eine namenlose Revolutionäre an sein Bein klammert usw.).
Das erste Stück, „Black Spartacus heart attack machine“, ist auch irgendwie blöd, aber dann, ja dann folgen viele musikalische Gründe, aus denen dieses Album seit einigen Tagen bei mir in der Endlosschleife läuft.
Morello bewegt sich sehr geschmeidig in der großen Tradition politischer US-Folksänger, der mit deutschen Texten wahrscheinlich schon längst in der Anti-Imp-vs.-Anti-D-Debatte zerrieben worden wäre.
Immer dann, wenn es etwas ruhiger wird („The fifth horseman of the apocalypse“, das berührende „The whirlwind“ oder „Save the hammer for the man“, ein großartiges Duett mit Ben Harper), sind seine Lieder am stärksten, aber da einen auch das hymnische Irakkriegsstück „Stray bullets“ mitreißt, kann man letzten Endes kein Lied hervorheben.
Momentan scheint sich in den USA zu bewahrheiten, dass politisch schlechte Zeiten musikalisch gute Zeiten sind – wenigstens etwas.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #98 Oktober/November 2011 und Myron Tsakas