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TOKYO VICE

Das Aufeinandertreffen unterschiedlicher Kulturen besaß gerade im Filmbereich (natürlich ebenso in der Literatur) immer einen großen Reiz, denn je größer die kulturellen Unterschiede waren, desto größer waren auch die Konflikte, die sich daraus entwickelten. Davon lebte schon der recht stereotype Bond-Film „Man lebt nur zweimal“, später dann die Actionthriller „Yakuza“ (von Sydney Pollack) und Ridley Scotts „Black Rain“, in denen sich Amerikaner beziehungsweise generell Nichtjapaner (Gaijin genannt) in Japan behaupten mussten. Dazu kann man auch Edward Zwicks „Last Samurai“ zählen, in dem der japanische Darsteller Ken Watanabe Ende des 19. Jahrhunderts mit einem Gaijin konfrontiert wird. In der von Michael Mann mitproduzierten Serie „Tokyo Vice“, dessen erste Episode er auch inszenierte, bekommt es Watanabe als unbestechlicher Ermittler, der sich vor allem um das organisierten Verbrechen in Tokio kümmert, ein weiteres Mal mit einem Gaijin zu tun, einem jungen amerikanischen Journalisten namens Jake Adelstein, dem die große Ehre zuteil wird, als erster Nichtjapaner für eine große japanische Tageszeitung arbeiten zu dürfen, gespielt von Ansel Elgort, dessen etwas überdrehte Performance das Beste an Edgar Wrights Film „Baby Driver“ war und auch hier wunderbar zu seiner Rolle passt. Es ist wirklich erfreulich, dass die hervorragende Serie (die inzwischen auf DVD und Blu-ray erschien) für eine zweite Staffel verlängert wurde, denn zum einen zeigt „Tokyo Vice“ auf faszinierende und außerordentlich detailierte Weise, wie sich ein Gaijin in Japan behauptet, zum anderen wird auch das organisierte Verbrechen und das Treiben der rivalisierenden Yakuza-Gruppen dort mit viel Insiderwissen beleuchtet. Die Vorlage dazu lieferte der echte Adelstein, der im gleichnamigen Buch seine Erfahrungen als Reporter in Japan in den Neunzigern aufarbeitete.