Das hier geht runter wie doppelt Clotted Cream auf gutem, englischen Scones-Gebäck! Lecker! Wozu aufgepimpte Angeber-Punk-Platten, wenn es auch einfach und unfassbar direkt geht?! 24 Songs innerhalb von 19 Minuten, das ist schon eine Kampfansage. Eine Frage an die aktuellen Bands da draußen: Habt ihr jemals was aus der Essenz der geilen Achtziger-Jahre-Hardcore-Punk-Bands gelernt? Wenn ihr euch eure überproduzierten heutigen Studioalben anhört, wo jede Gitarre einen Marshall-Amp-hoch-drei-Sound hat? Ach, fickt euch doch alle! An alle anderen: Seid ihr jemals im Proberaum bei einer Hardcore-Kapelle mit einer minimalen Anlage gewesen und habt einer Band zugehört, die wie doof auf ihren Instrumenten herumprügeln und dich dabei voll begeistern? Wenn „schnelle Hardcore-Beats“ auf die Dauer einen Trance-Effekt haben, wo man sich in einer ewigen musikalischen Dauerschleife gefangen fühlt. Am besten noch die Songs von der LP auf mp3 ziehen und sie auf Dauerrotation einstellen, so dass man nahtlos fünf, sechs Durchläufe hinkriegt, bis die Scheißohren endlich bluten. Nee ... herrlich, echt! Die TOKYO LUNGS sind ein Zwei-Mann Projekt aus England, bei dem James (voc, gt) von den DOMESTICS und PI$$ER zusammen mit Simon (dr) ebenfalls von den DOMESTICS und CASUAL NAUSEA ihrer derben Sucht nach rasend schnellem Stop’n’Go-Hardcore-Punk freien Lauf lassen. Mir gefällt die Stimme von James bei all seinen Bands sehr gut, besser geht’s nicht. Musikalisch erinnern mich die Songs an die frühen Sachen von RIPCORD beziehungsweise OUTCOLD oder STATE. Ich stimme zu 100% dem Promotext zu, in dem es heißt: „This is violent and anti-social music!“
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #150 Juni/Juli 2020 und Helge Schreiber
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #156 Juni/Juli 2021 und Helge Schreiber