Wie auch Sergio Leones Western „Todesmelodie“ spielt Damiano Damianis „Töte Amigo“ zur Zeit der Mexikanischen Revolution, die um 1910 ihren Anfang nahm. Damiani kam mit dieser Mischung aus Unterhaltungskino und pessimistischer Gesellschaftskritik Leone thematisch ein paar Jahre zuvor und begründete mit „Töte Amigo“ eine Art Italowestern-Subgenre.
Es blieb der einzige Italowestern in Damianis Karriere als Regisseur, läutete aber eine Reihe mit anderen politisch gefärbten Filmen ein, in denen er die Unterwanderung der italienischen Gesellschaft durch die Mafia verarbeitete.
Im Mittelpunkt von „Töte Amigo“ steht der US-Amerikaner Bill Tate (Lou Castel), der das Vertrauen des mexikanischen Revoluzzers El Chuncho (Gian Maria Volonté, aus „Für eine Handvoll Dollar“) ausnutzt, um kaltblütig seine eigenen Ziele zu verfolgen.
Damiani spart in seinem extrem rasanten Film zwar nicht mit plakativen Grausamkeiten, arbeitet aber gleichzeitig sehr schön die Mechanismen solcher revolutionärer Umwälzungen heraus, die nur ein weiteres von Korruption beherrschtes, zerrüttetes System entstehen lassen.
Sicherlich einer der besten Italowestern, der laut Damiani aber gar keiner ist, dafür aber ein unmittelbarer Kommentar zum damaligen amerikanischen Eingreifen in Vietnam. Koch veröffentlichte den Film jetzt zum dritten Mal, diesmal auch auf Blu-ray.
Die Bildqualität konnte noch mal verbessert werden, die Extras sind aber dieselben wie auf der vorherigen DVD-Veröffentlichung. Dafür sind die bisher nur untertitelten Sequenzen – für die Kinoauswertung in den Sechzigern wurde „Töte Amigo“ um fast 20 Minuten gekürzt – nachträglich deutsch synchronisiert worden, was zu einem etwas nervigen Stimmenwirrwarr führt.
Die angeblich damals erstellte vollständige Synchronisation des Films scheint leider verschollen zu sein.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #116 Oktober/November 2014 und Thomas Kerpen