THE THREE BURIALS OF MELQUIADES ESTRADA ist nach dem TV-Film THE GOOD OLD BOYS von 1995 das Kinodebüt von Tommy Lee Jones, der hier sowohl vor als auch hinter der Kamera aktiv ist. Zuletzt tauchte er ja in NO COUNTRY FOR OLD MEN auf, dem völlig überschätzten neuen Film der Coen-Brüder, in dessen katastrophaler letzten halben Stunde Jones eine eher einschläfernde Performance als philosophierender Cop abliefert.
In seinem eigenen Film spielt er einen alternden Cowboy im Grenzgebiet zwischen den USA und Mexiko, dessen mexikanischer Kumpel und Arbeitskollege Melquiades Estrada unbeabsichtigt von einem Grenzschützer erschossen wurde.
Da ihm die Polizei nicht wirklich helfen will, macht er den Täter mit der beeindruckenden Beharrlichkeit von Burt Lancaster in VALDEZ IS COMING selbst ausfindig und begibt sich mit ihm auf so eine Art "Gang nach Canossa", zusammen mit der ausgebuddelten Leiche des Mexikaners, um sie in dessen Heimatland würdevoll zu begraben.
Macht THREE BURIALS zu Beginn noch den Anschein, eine Art Neo-Western im Geiste Sam Peckinpahs mit Action-Anteilen zu sein, wirft Jones gegen Ende jegliche Spannungsmomente über Bord und thematisiert eher moralische Fragen verknüpft mit einer christlichen "Schuld und Sühne"-Symbolik, was auf einen fast ähnlich unbefriedigenden Anti-Höhepunkt wie bei NO COUNTRY FOR OLD MEN hinausläuft.
THREE BURIALS ist dabei ganz sicher kein schlechter Film - vor allem ist er sehr schön und stimmungsvoll photographiert - und glänzt gerade zu Beginn durch eine clevere nonlineare Handlungsführung und wirklich interessante Charaktere - darunter Country-Sänger Dwight Yoakam als unkooperativer Sheriff.
Aber da das Drehbuch nun mal von Guillermo Arriaga stammt, dem Autor von BABEL, 21 GRAMS und AMORES PERROS, hätte man irgendwie mehr erwartet, wie auch immer man dieses "mehr" letztendlich definieren mag.
Vielleicht ist der rau-poetische THREE BURIALS einfach zu versöhnlich und glaubt zu sehr an das Gute im Menschen, womit das anfangs ausgeprägte Rache-Motiv vollkommen an Bedeutung verliert und sich der Zuschauer fragt, ob diese brutale Tour de Force denn tatsächlich notwendig war.
Definitiv sehenswert, aber kein Film, der irgendwelchen Genre-Konventionen gehorcht, und eher eine auf den Kopf abzielende Studie über die Absurdität des Lebens an sich und menschlichen Verhaltens ist.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #76 Februar/März 2008 und Thomas Kerpen