THE WOMAN

2010 entstand mit BEUTEGIER die mittelprächtige Verfilmung eines Buches von Jack Ketchum über eine Kannibalenfamilie, die im Bundesstaat Maine ihr Unwesen treibt. Im Audiokommentar der deutschen DVD kündigten Ketchum und Regisseur Andrew van den Houten bereits an, dass die von der schottischen Darstellerin Pollyanna McIntosh verkörperte Figur „The Woman“ in einer Fortsetzung zurückkehren würde, der aber diesmal kein Roman von Ketchum zugrunde lag, sondern nur ein Drehbuch des Autors.

Besagte Überlebende der Kannibalenfamilie wird in THE WOMAN zu Beginn von einem Anwalt und Familienvater bei einem Jagdausflug eingefangen, der die verwilderte Frau in seinem Keller einsperrt, um einen zivilisierten Menschen aus ihr zu machen.

Wenn man so will, die „Torture Porn“-Version von George Bernard Shaws Schauspiel „Pygmalion“. Allerdings entpuppt sich der Anwalt im weiteren Verlauf als unangenehmer Psychopath, der vor allem seine Frau permanent erniedrigt, und Geschmack daran zu finden beginnt, die hilflose Frau in seinem Keller auf alle erdenkliche Arten zu missbrauchen.

Während BEUTEGIER in Deutschland nicht ungeschnitten erschien, ist man einigermaßen erstaunt, dass Lucky McKees THE WOMAN unangetastet den Segen der FSK bekam, den man recht treffend mit „disgusting, perverse and thought provoking“ umschreibt.

McKee (Regisseur der Ketchum-Verfilmung RED) gelang hier ein beeindruckend intensives Sicko-Spektakel mit satirischem Unterton, das alles andere als unterhaltsam ist und HOSTEL und Consorten wie Kasperletheater aussehen lässt.

Ein kompromissloser Film ganz im Geiste des Grindhouse-Kinos der Siebziger und möglicherweise sogar mit ernsthaftem feministischen Bewusstsein versehen. Der gelungene Soundtrack stammt von Sean Spillane, früher bei der exzellenten Sub Pop-Band Arlo aktiv.