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THE STEPFATHER

Momentan werden ja jede Menge Horrorfilme aus den Achtzigern neu aufgewärmt, so auch Joseph Rubens THE STEPFATHER (der begann seine „Karriere“ in den Siebzigern mit Teenager-Sex-Komödien wie THE POM POM GIRLS), der hierzulande den verkaufsträchtigeren Titel KILL, DADDY, KILL! verpasst bekam.

Nelson McCormicks aktuelles Remake könnte man vielleicht sogar noch als halbwegs solide bezeichnen, würde es nicht unter den üblichen Verschlimmbesserungen und Modernisierungen leiden. Da hilft auch keine Amber Heard, die sich häufig halbnackt präsentieren darf, aber nicht mehr als Eye Candy ist.

Man sollte also vielleicht besser gleich zum Original greifen, das von Epix gerade noch mal neu auf DVD aufgelegt wurde, ungeschnitten und in guter Bildqualität, allerdings ohne die Extras der US-Disc.

Terry O’Quinn spielt darin einen Psychopath mit Familiensinn, der direkt zu Beginn seine komplette Familie ausgelöscht hat – man sieht allerdings nur das Endergebnis – und sich jetzt auf die Suche nach einer neuen begibt, in der Hoffnung, dass diese ihn nicht wieder enttäuscht.

Ein wirklich kranker Mann, gleichzeitig aber auch das Zerrbild eines extrem konservativen Weltbildes und des Amerikanischen Traums, in dem Werte wie Familie eben das Wichtigste sind, auch wenn es sich dabei nur eine mühsam aufrechterhaltene Illusion handelt.

Konservativ waren ja irgendwie die meisten Ende der 70er, Anfang der 80er Jahre entstandenen Horrorfilme in ihrem Kern, nur dass Ruben das noch satirisch auf die Spitze treibt. In der Witwe Susan Maine (Shelley Hack, die in der TV-Serie „Charlie’s Angels“ bekannt wurde) und ihrer Tochter Stephanie glaubt O’Quinn diese dann gefunden zu haben.

Aber während die Mutter ihn als unwiderstehlichen Traummann anhimmelt, hat die Tochter so ihre Probleme mit dem Ersatz-Daddy, der sich auch noch sehr merkwürdig verhält („Wait a minute, who am I here?“).

Liebe macht bekanntlich blind und so will Susan Maine einfach nicht kapieren, dass ihr neuer Ehemann nicht alle Tassen im Schrank hat, ganz im Gegensatz zur misstrauischen Tochter. Und irgendwann ist Daddy dann erneut auch von dieser Familie maßlos enttäuscht und holt sein Werkzeugköfferchen aus dem Bastelkeller ...

Zu einem echten Klassiker des Genres hat THE STEPFATHER immer irgendwas gefehlt, und so unterhaltsam er auch immer noch ist, vor allem bedingt durch O’Quinns darstellerische Leistung, einen Irren noch halbwegs normal wirken zu lassen, so unsubtil ist er auch oft.

Es mag den Machern damals als clevere Idee erschienen sein, den Täter direkt zu Beginn zu offenbaren. Aber es wäre vielleicht doch sinnvoller gewesen, dessen Identität noch ein wenig zu verheimlichen, denn dem Film wird dadurch ein stückweit die Spannung genommen, ohne dass er tatsächlich langweilig wäre.

Trotzdem gehört THE STEPFATHER, der mit kleinem Budget gedreht wurde, immer noch zu den besseren Genre-Filmen dieser Zeit, der Elemente des Slashers und Psychothrillers geschickt miteinander verknüpfte, selbst wenn am Ende dabei kein Hitchcock herauskam.

Und auch, wenn man vieles in THE STEPFATHER schnell wieder vergessen haben sollte, Terry O’Quinns Auftritte als gleichermaßen sensibler wie unbarmherziger Psycho-Daddy bleiben im Gedächtnis haften, der wie so viele Serienkiller und Massenmörder Opfer und Täter zugleich ist.

Basierend auf dem real existierenden Massenmörder John List, der 1971 seine ganze Familie umgebracht hatte und anschließend zehn Jahre auf der Flucht war. Zwei Jahre später entstand dann noch ein Sequel, ebenfalls mit O’Quinn, und 1992 ein dritter Teil, aber die brauchte dann wirklich kein Mensch mehr.