Es ist bedauerlich, dass der italienische Regisseur Michele Soavi nach seiner eigenwilligen Horror-Komödie „Dellamorte Dellamore“ von 1994 nur noch fürs italienische Fernsehen gearbeitet hat. Bevor 1987 sein erster von Joe D’Amato produzierter Spielfilm „Aquarius – Theater des Todes“ entstand, für den Luigi Montefiori das Drehbuch schrieb, drehte er 1985 die Dokumentation „Dario Argento’s World of Horror“ über Dario Argento.
Argento war dann auch an Soavis nächsten beiden Filmen „The Church“ („La Chiesa“) von 1989 und „The Sect“ („La Setta“) von 1990 als Produzent und Drehbuchautor beteiligt. Bei „The Church“ wirkte sich der Einfluss von Argentos aber eher negativ aus, der bereits bei seinem eigenen Film „Opera“ von 1987 Opfer der ästhetischen Geschmacklosigkeit der späten Achtziger geworden war.
Auch wenn „The Church“ nur der dritte Teil von Argentos kruder „Demons“-Horror-Reihe sein sollte, konnte Soavi hier seine Qualitäten als eigenwilliger Filmemacher unter Beweis stellen. Bei „The Sect“ gelang es ihm dann deutlich besser, sich vom Argento-Einfluss freizumachen.
In Deutschland erschien „The Sect“ auf Video nur in einer inhaltlich stark gekürzten Fassung, was den Film noch verwirrender machte, als er eh schon ist. Denn Soavi liefert dem Zuschauer hier einen äußerst ungewöhnlichen, mehr an einen schrägen Drogentrip erinnernden und in Frankfurt am Main spielende Horror-Beitrag über einen Satanskult (mit Herbert Lom als Sektenführer in einem seinen letzten Auftritte), der Elemente aus „Rosemaries Baby“ und „Alice im Wunderland“ verarbeitet und dabei auch Erinnerungen an die Manson Family wachruft.
Koch hat „The Sect“ jetzt ungeschnitten als Mediabook (mit einer Blu-ray und zwei DVDs) in exzellenter Qualität und viel Bonusmaterial veröffentlicht, darunter diverse Interviews wie mit Soavi oder Komponist Pino Donaggio.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #130 Februar/März 2017 und Thomas Kerpen