In meiner Besprechung zu Nicolas Winding Refns „Only God Forgives“ sprach ich von einem der visuell atemberaubendsten Filme der letzten Jahre, der allerdings auch einer der inhaltlich frustrierendsten fürs Publikum war.
In beiden Punkten dürfte Refns aktuelles Werk „The Neon Demon“ jetzt „Only God Forgives“ den Rang ablaufen. Denn Refn gelang damit ein hypnotischer audiovisueller Trip, der sich den normalen Genre- und Erzählkonventionen des handelsüblichen Thrillers oder Horrorfilms radikal entzieht.
Dazu trug auch wieder die Musik von Cliff Martinez bei, der die elektronischen Klänge der Siebziger und Achtziger aufgriff, wie von KRAFTWERK oder TANGERINE DREAM. Selbst die FSK zeigte sich von Refns künstlerischem Ansatz beeindruckt und gab den Film ab 16 Jahren ungeschnitten frei, da er „in einem betont kunstvoll überhöhten, mitunter surreal wirkenden Stil inszeniert sei und die behandelten provokanten und tabuisierten Themen wie Nekrophilie, sexuelle Misshandlung und Kannibalismus nie selbstzweckhaft oder aufdringlich ins Bild gerückt würden.“ Zeitweise hat man hier den Eindruck, als hätte Refn ein Hommage an Paul Verhoevens missverstandenen „Showgirls“ im Sinn gehabt, vermischt mit der Legende über die „Blutgräfin“ Elisabeth Báthory.
Eine gleichzeitig stylische wie abstoßende Parabel über die Vergänglichkeit von Schönheit und die Unmenschlichkeit der Modebranche – raffiniert inszeniert als pervertierter Calvin Klein-Werbespot –, in der Elle Fanning ein junge Frau aus der Kleinstadt spielt, die nach Los Angeles kommt, um dort Model zu werden und auf drastische Weise mit der Eifersucht ihrer Kolleginnen konfrontiert wird.
Neben normalen DVD- und Blu-ray-Releases des Films ist auch eine 4-Disc-Mediabook-Edition erhältlich, die den Soundtrack und weiteres Bonusmaterial enthält.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #129 Dezember16/Januar17 2016 und Thomas Kerpen