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THE LODGE

Der erste Film des österreichischen Regie-Duos Veronika Franz und Severin Fiala „Ich seh, ich seh“ von 2014 griff das Phänomen des Capgras-Syndrom auf, eine seltene psychiatrische Störung, bei der der Betroffene dem festen Glauben verfallen ist, seine nächsten Verwandten und Angehörigen seien durch Doppelgänger ausgetauscht worden. In diesem Fall zwei Kinder, die ihre Mutter nach einer Schönheitsoperation nicht wiedererkennen. Produziert wurde der Film von Ulrich Seidl, dessen Ehefrau Veronika Franz ist – und die seit 1997 Co-Autorin und künstlerische Mitarbeiterin aller Filme ihres Mannes ist. Insofern verwundert es nicht, dass „Ich seh, ich seh“ keine einfache Genre-Kost lieferte. Franz’ und Fialas zweiter Film „The Lodge“, der jetzt auf DVD und Blu-ray erschien, ist eine amerikanisch-britische Co-Produktion, die aber trotz des Schauplatzes Massachusetts (gedreht wurde in der Nähe von Montreal) und Darstellerinnen wie Alicia Silverstone und Riley Keough mit seinem kühlen dokumentarischen Look eher an die Filme von Ulrich Seidl erinnert. Keough spielt darin auf beeindruckende Weise die einzige Überlebende des Massensuizides eines religiösen Kults, dessen Führer ihr Vater war. Mit besagter traumatisierter Grace werden nun zwei Geschwister konfrontiert, denn es handelt sich um die neue Freundin ihres Vaters, mit der sie einige Tage zum Kennenlernen in der Abgeschiedenheit verbringen sollen. Dort sind sie alsbald eingeschneit und von der Außenwelt isoliert, und Grace wird scheinbar von den Dämonen ihrer Vergangenheit wieder eingeholt. Das mag alles nicht besonders glaubwürdig klingen, aber Franz und Fiala gelang dabei dennoch ein überraschender und verstörender psychologischer Horror-Thriller der etwas anderen Art, mit beklemmender Atmosphäre und einem wirklich bösen wie tragischen finalen Twist.