THE KINKS

Nick Hasted

Ray Davies ist kein einfacher Mensch, er macht es anderen schwer, ihn zu mögen. „Ray war in den Achtzigern das gleiche Riesenarschloch wie in den Sechzigern“, erinnert sich Manager Larry Page. Bruder Dave Davies sieht das ähnlich: „Ray war immer ein Arschloch.“ Dies mag erstaunen, lässt sich aber als Quintessenz aus der Bandbiografie von Nick Hasted ziehen.

In dem akribisch recherchierten Werk zitiert er aus Unmengen von Interviews mit den KINKS und Weggefährten, und auch aus den Autobiografien der in offener Hassliebe lebenden Davies-Brüder.

Es wundert, dass es in all den Jahren keine Toten bei den KINKS gegeben hat, so oft, wie sich die Band geprügelt hat. Gewalt, Mobbing, das berechnende Kalkül von Ray, wie konnte unter solchen Umständen solch wunderbare Musik entstehen? Hasted liefert darauf die Antwort, zieht detailverliebt den Bogen von den ersten Gehversuchen als RAVENS 1963 bis in die Jetztzeit, setzt sich mit Seelenleben sowie dem schöpferischen Prozess des Songwritings auseinander.

Zudem werden die Alben Song für Song analysiert, und mit biografischen Hintergrundwissen erweitert. In der Summe stimmt das Buch nachdenklich, es ist schockierend, wie tief die Gräben zwischen den Bandmitgliedern waren und sind.

Dennoch weiß Hasted auch lustige Anekdoten aus dem Bandalltag einzuflechten, die die schwere Lektüre auflockern können. Alles in allem lässt sich diese Bio in einem Rutsch runterlesen, sie betrachtet eine der wichtigsten Bands der Sixties aus einer etwas anderen Perspektive, wirft gelegentlich ein schlechtes Licht auf die Akteure, aber zu jeder Sekunde spürt man, dass Nick Hasted ein glühender Fan ist, und er mit der Band, wie mit alten Freunden, auch hart ins Gericht gehen muss.