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THE ITALIAN JOB

Bei Peter Collinsons THE ITALIAN JOB, hierzulande mit dem subtilen Titel CHARLIE STAUBT MILLIONEN AB versehen, weiß man nie so recht, ob es sich tatsächlich um einen echten Kultfilm der späten 60er Jahre handelt oder nur um eine dreiste Werbeveranstaltung für den Mini, verpackt in einen flotten Caper-Movie.

Da der Film gerade als 40th Anniversary Special Edition mit einer zusätzlichen, knapp 90-minütigen Doku über die Dreharbeiten in wirklich fantastischer Qualität neu aufgelegt worden ist, kann man sich am besten selbst ein Bild davon machen.

Michael Caine spielt darin den durchtriebenen Dieb Charlie Croker, der, gerade erst aus dem Gefängnis entlassen („Typical, isn’t it? I’ve been out of jail five minutes, and already I’m in a hot car.“), bereits wieder einen großangelegen Goldraub in Turin plant, der durch ein Verkehrschaos bewerkstelligt werden soll, in dem präparierte Minis bei der anschließenden Flucht der Gangster eingesetzt werden.

THE ITALIAN JOB langweilt einen dabei zwar keine Sekunde, aber er hinterlässt auch nicht den nachhaltigen Eindruck wie die Klassiker des Genres, etwa Jules Dassins großartiger RIFIFI von 1955 oder sein ähnlich gelagerter TOPKAPI (1964).

Das liegt vor allem an dem Raub der Goldbarren selbst, der recht unglaubwürdig und überhastet umgesetzt wurde, zumal danach die Minis die Hauptrolle übernehmen und schön inszenierte Autoverfolgungsjagden durch Turin („Just remember this - in this country they drive on the wrong side of the road.“), was mehr etwas von einem Ballet hat, als von klassischen Actionszenen dieser Art.

Das ist umso bedauerlicher, da THE ITALIAN JOB recht stimmungsvoll in England mit der Planung der Aktion beginnt, für dessen Durchführung Croker die Unterstützung des Gangsterbosses Mr Bridger benötigt, der sein Geschäft aus dem Gefängnis heraus betreibt, was schon für einige herrlich absurde Momente sorgt.

Völlig verschenkt ist dabei leider die Rolle von Benny Hill als Computerexperten mit einem Faible für dicke Frauen („Are they big? I like ’em big!“), der sein komödiantisches Talent hier niemals wirklich entfalten kann.

Auch der Konflikt der englischen Gangster mit der italienischen Mafia wird nach zwei recht dominanten Szenen im Verlauf der Handlung am Ende nicht mehr großartig thematisiert. Was bleibt, ist temporeiches humorvolles Actionkino ohne großen Tiefgang am Rande der Selbstpersiflage, elegant inszeniert und mehr „style“ als „substance“, was dem Unterhaltungswert aber keinen Abbruch tut.

Irritierend ist höchstens das etwas seltsame, offen gehaltene Ende („Hang on, lads; I’ve got a great idea.“), denn eine geplante Fortsetzung wurde wegen des ausbleibenden Erfolgs des Films in Amerika von Paramount wieder verworfen.

Dafür gab es dann 2003 ein Remake, das ich mir zur Abwechslung erspart habe, und das mit Collinsons Film mal wieder nur die Rahmenhandlung gemeinsam hat.