„Recorded at Inner Ear Studio, Engineered by Don Zientara“. Dieser nüchterne Arbeitsnachweis in Verbindung mit dem Logo von Dischord Records steht für eine ganze Jugendbewegung, die mit Beginn der Achtziger Jahre in und um Washington D.C. entstand. Um dem Vietnamkrieg zu entgehen, absolvierte Don Zientara nach dem Studium der Kunstwissenschaften eine Ausbildung als Elektrotechniker bei der U.S. Army. 1972 installierte er im Keller seines Hauses in Arlington, Virginia „Studio B“, aus dem Inner Ear Studio hervorgehen sollte. Alles, was in der D.C.-Punk-Szene Rang und Namen hat wurde in Zientaras Kellerstudio, nach dem Umzug im erweiterten Inner Ear (1990-2021), musikalisch geprägt und sozialisiert. Die Aufnahmen der Fotografin Antonia Tricarico und die von Dankbarkeit geprägten Reminiszenzen unter anderem von Ian MacKaye, Henry Rollins, Franz Stahl und Eli Janney verdeutlichen, weshalb Zientara zum Hausproduzenten von Dischord Records und so zum Geburtshelfer einer ganzen Musikbewegung wurde. Er vertraute den Musikern, ließ ihnen Raum zur Entfaltung und behandelte sie nie von oben herab. Das Werkzeug diente dem Künstler, nicht der Künstler dem Werkzeug. Zientaras Ohren sind sein wichtiges Equipment. Er versteht sich eher als Dokumentarist, weshalb das Studio auch nicht für einen bestimmten Sound bekannt ist. Mit der Aura eines surfenden Zen-Meisters schuf er eine Wohlfühlatmosphäre. J. Robbins bezeichnet Inner Ear als eine mikrokosmische Universität des Lebens, Ted Niceley zieht mutige Vergleiche zu Motown, Stax und Sun Records. Widersprechen möchte man ihnen nicht.