Quentin Tarantinos neuer, insgesamt achter Film „The Hateful 8“ dürfte mal wieder Publikum und Kritiker spalten: Für die einen ohne Wenn und Aber ein Meisterwerk. Für die anderen ein nicht zum Punkt kommendes Dauergequassel mit dreister Überlänge und selbstzweckhafter Gewalt, das überwiegend in einer Blockhütte spielt und fast zwei Stunden braucht, bis etwas wirklich Aufregendes passiert.
Denn bis dahin ist „The Hateful 8“ vor allem ein nett gemeinter Diskurs zum Thema Rassismus in den Vereinigten Staaten und eine Art Wettstreit der beteiligten Darsteller Samuel L. Jackson, Kurt Russell, Jennifer Jason Leigh oder Walton Goggins, wer seinen falschen Akzent am überzeugendsten hinbekommt, was in der deutschen Fassung natürlich völlig verloren geht.
Derweil sucht Kameramann Robert Richardson (der viel mit Oliver Stone gearbeitet hat) die Blockhütte nach interessanten Perspektiven ab, um dem zähen Kammerspiel ein wenig Dynamik zu verleihen.
Neben einer Fassung für den Pöbel existiert auch eine edle 70mm-Version, die zusätzliche Szenen besitzt, aber die in dieser Form natürlich nicht auf DVD oder Blu-ray veröffentlicht wurde.
Der besondere Coup für Tarantino bei „The Hateful 8“ war aber, dass er Maestro Ennio Morricone dazu bewegen konnte, ihm einen kompletten neuen Score zu komponieren. Ganz ohne Recycling kam Tarantino auch diesmal nicht aus, und so wurden drei der Morricone-Stücke eigentlich 1982 für John Carpenters Film „Das Ding aus einer anderen Welt“ komponiert, aber damals nicht verwendet.
Die Sache mit das „Das Ding...“ macht insofern auch Sinn, da es sich bei „The Hateful 8“ laut Tarantino um eine metaphorische Verarbeitung von Carpenters Film handeln soll. Letztendlich besitzt er aber nicht mehr Gehalt als die Masse der in den Sechzigern entstandenen Italowestern, die wie schon bei „Django Unchained“ als Vorbild dienten.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #126 Juni/Juli 2016 und Thomas Kerpen
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