Ein neues Buch von Hollow Skai, eigentlich Holger Poscich, bekannt durch sein 1981 erschienenes Buch „Punk. Versuch der künstlerischen Realisierung einer neuen Lebenshaltung“. „The Ghost Song“ beruht auf der These, dass Jim Morrison seinen Tod in Paris nur vorgetäuscht hat. Der Autor begibt sich also auf eine Spurensuche, bei der Realität und Fiktion verschwimmen, ohne dass der Leser beides voneinander unterscheiden kann. Vieles im Vorgehen der Recherche zu diesem Buch erinnert an Hunter S. Thompson, den Meister des Gonzo-Journalismus. Wie so oft bei „faktenreichen“ Dokumentationen wird der Leser mit Personennamen überschüttet, ein vielköpfiges Personal wird auf die Bühne gezogen, um kenntnisreich Auskunft zu geben. Und es werden viele Orte besucht: Dakar, Saint Louis im Senegal, Cotonou in Benin, Australien und Gomera, Poona, London, Portugal und Spanien ... Orte und Namen, Daten und Fakten werden durch nicht überprüfbare Details angereichert, bis irgendwann der Gegenstand verschwimmt. Hollow Skai diskutiert das große Thema der Gegenwart: Was sind die Fakten? Was ist Fake? Was ist hier Dokumentation, wo beginnt der Verschwörungsglaube, wo verwandelt sich ein Fake in Fakten? Darüber hinaus lotet er die Grenze zwischen Journalismus und Poesie aus, was dem Leser sehr zugute kommt. An einer Stelle schreibt Mr. Skai beziehungsweise legt die Worte einem seiner Protagonisten in den Mund, dass man so existiert, wie man sich imaginiert. Hier scheint die Inszenierung von Jim Morrison gelungen. Und Hollow Skai hat sich als exzellenter Autor vorgestellt. Somit liegt hier unzweifelhaft ein exzellentes Buch vor. Respekt.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #153 Dezember/Januar 2020 und Thomas Neumann