Mit „The Firm“ erscheint hierzulande der letzte Film des britischen Regisseurs Alan Clarke auf DVD, der vor allem fürs Fernsehen gearbeitet hatte. Sein spezieller Ruf war dabei durch den ungeschönten Realismus seiner kontroversen Arbeiten und deren teils schwer zu ertragende, drastische Brutalität bedingt, wofür vor allem „Scum“ (über die Zustände in einer Erziehungsanstalt) und „Made In Britain“ (über den tristen Alltag eines Skinheads, gespielt von Tim Roth) die besten Beispiele sind.
Im Fernsehfilm „The Firm“ hatte es Clarke die Hooligan-Szene der späten Achtziger angetan. Irritierend dürfte dabei im ersten Moment sein, dass man es hier entgegen gängigen Vorstellungen nicht mit dauerbesoffenen arbeitslosen Pennern zu tun hat.
Denn Clarkes Hauptfigur Clive Bissell, genannt „Bexy“, wird als erfolgreicher Immobilienmakler und Familienvater eingeführt, der in seiner Freizeit fanatischer Anführer einer „Firma“ ist, wie im Hooligan-Jargon solche Gruppierungen genannt werden, der sich heftige Auseinandersetzungen mit anderen verfeindeten „Firmen“ liefert.
Dabei geht es darum, wer als Anführer einer „National Firm“ gegen die kontinentalen Hooligan-Vereinigungen bei der Fußball-Europameisterschaft 1988 antreten soll. Mit 67 Minuten ist „The Firm“ zwar etwas kurz geraten, zeigt aber eine interessante Seite des Hooliganismus.
Denn der Sport Fussball, um den es ja eigentlich geht, ist dabei fast völlig ausgeklammert, dafür zeigt Clarke auf seine gewohnt direkte dokumentarische Art die Faszination des normalen Bürgers für Gewalt, der sich damit ein Ventil für die Frustrationen des Alltags schafft.
„We come in peace, we leave you in pieces.“, wie „Bexy“ irgendwann meint, brillant gespielt von einem jungen Gary Oldman. Als interessante Extras enthält die DVD noch Dokus über Regisseur Clarke und die Hooligan-Szene.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #101 April/Mai 2012 und Thomas Kerpen