Bei seinem deutschen Kinostart war Franklin J. Schaffners (Regisseur von „Papillon“ und „Planet der Affen“) mit James Mason, Lilli Palmer, Gregory Peck und Laurence Olivier starbesetzte Verfilmung von Ira Levins Buch „Die Boys aus Brasilien“ nur in einer um ca.
20 Minuten gekürzten Fassung zu sehen. Das galt dann auch für die ersten Veröffentlichungen auf DVD und Video, erst die 2007 erschienene Concorde-DVD enthielt zum ersten Mal die komplette Fassung.
Leider war das Bild nicht anamorph und so sieht diese Veröffentlichung auf modernen Flachbild-Fernsehern inzwischen leider ziemlich kläglich aus. Mittlerweile wurde der Film von Koch auf DVD und Blu-ray in deutlich besserer Qualität wiederveröffentlicht, sogar mit einer durchgängigen deutschen Synchronisation, bei Concorde gab es nur Untertitel für die neu eingefügten Stellen.
„Rosemary’s Baby“-Autor Levin machte in seinem Buch den real existierenden, von Peck gespielten KZ-Arzt Josef Mengele, der für seine menschenverachtenden medizinischen Experimente an Häftlingen berüchtigt war, zur Hauptfigur einer fiktiven und reichlich abstrusen Geschichte.
In der ist es Mengele gelungen, Hitler zu klonen, gleich 94-mal, und der jetzt die Väter der Klone umbringen lassen will, um den Kindern ein möglichst originalgetreues biografisches Umfeld zu liefern, denn Hitler hatte ebenfalls als 13-Jähriger seinen Vater verloren.
Sein Gegenspieler ist der an Simon Wiesenthal angelehnte, von Olivier verkörperte Nazijäger Ezra Liebermann. Zwei Jahre zuvor hatte Olivier im Film „Der Marathon-Mann“ noch selbst einen KZ-Arzt gespielt.
Es mag sich bei „The Boys From Brazil“ zwar nur um eine krude wie geschmacklose Vermischung von historischen Fakten und Versatzstücken aus der NS-Ideologie handeln, am weiterhin hohen Unterhaltungswert von Schaffners spekulativen Thriller ändert das indes nichts.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #70 Februar/März 2007 und Thomas Kerpen
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #142 Februar/März 2019 und Thomas Kerpen