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TEZUKA’S BARBARA

Der 1989 verstorbene japanische Zeichner und Regisseur Osamu Tezuka, der nebenher auch Medizin studierte, gilt als Gott des Manga. Mit seiner Comic-Serie „Astro Boy“ erlangte er in den 50er Jahren Kultstatus, aus der man auch eine Anime-Fernsehserie machte – 2009 entstand dann ein amerikanischer Kino-Animationsfilm. Ein wenig unterschätzt sind dagegen Tezukas „erwachsenere“ Arbeiten wie die zwischen 1972 und 1983 erschienene exzellente Reihe „Buddha“, in dem es um die Begründung des Buddhismus geht. Ebenfalls sehr unterschätzt ist sein großartiger Manga „Barbara“ aus dem Jahr 1973 (in zwei Bänden bei Schreiber & Leser erschienen und immer noch erhältlich), in dem Tezuka quasi das eigene Schaffen als Künstler reflektiert und den Kampf mit der eigenen Kreativität, beeinflusst vom Film noir und versehen mit übernatürlichen Horror-Elementen wie Okkultismus, bis hin zu Kannibalismus. Die Hauptfigur ist der erfolgreiche Autor Yosuke Mikura, dem es an nichts mangelt, aber der wie so viele Künstler unter einer etwas angegriffenen Psyche leidet. Sein bisheriges Leben gerät aus den Fugen, als er am Bahnhof die ständig besoffene, verwahrloste Rumtreiberin Barbara aufgabelt und mit zu sich nach Hause nimmt. Daraus entwickelt sich eine ebenso dramatische wie humorvolle Extrembeziehung, bei der die große Frage lautet, wer diese Barbara eigentlich wirklich ist: Hexe oder Muse? 30 Jahre nach dem Tod seines Vaters hat Macoto Tezuka, der schon länger als Regisseur arbeitet, daraus einen nicht uninteressanten Spielfilm gemacht. Der leidet trotz der ambitionierten Kameraarbeit von Christopher Doyle vor allem unter seinem sterilen Digitalvideo-Look, ebenso wie unter einigen unglücklichen dramaturgischen Entscheidungen, was die Umsetzung der Vorlage angeht. Wie wohl seinem Vater diese Adaption gefallen hätte?