TESTCARD #18

Die Testcard-Reihe ist ursprünglich entstanden, um verschiedene Artikel und Informationen über Musik jenseits des Mainstreams zu behandeln und in Form von Themenausgaben zu veröffentlichen. In der aktuellen Nummer dreht es sich jedoch in erster Linie, etwas entfernt von der Musik, um – wie der Name es schon sagt – „Regress“.

Die Zurückbesinnung auf alte Werte, die längst als überholt galten. Rufe nach Familie, Religion und Autorität werden seit ein paar Jahren aus verschiedenen Ecken laut. In den Buchläden findet man immer wieder neue fragwürdige oder gar polemische (Buch-)Veröffentlichungen, deren Inhalte eigentlich allen halbwegs gebildeten und reflektierten Menschen das Schaudern lehren sollte.

Sicherlich ist dies auch der Fall, aber umso häufiger stoßen diese Publikationen, wie zum Beispiel die beiden Werke von Bernhard Bueb, auf Zustimmung und finden reißenden Absatz. All dies sehen die Testcard-Herausgeber als wichtigen Anlass, um auf diese Entwicklung kritisch zu reagieren und eine andere Sicht der Dinge zu präsentieren beziehungsweise anzuregen – auch wenn der Blick auf die Musik dadurch wiederholt ein wenig zu kurz kommt.

Autoren wie Ron Steinke, Martin Büsser, Jens Thomas, Dieter Bott, Ellen Wesemüller und viele andere beschäftigen sich kritisch unter anderem mit der aktuellen Erziehungsdebatte, dem Hass auf Emos, den Wandel des Begriffs DIY, den Fan als idealen Staatsbürger oder mit der Ladyfest-Bewegung.

Aufgrund der Vielzahl von Beiträgen fallen manche Artikel leider sehr kurz aus und enden an Stellen, an denen es erst richtig interessant werden könnte. Dank des soziologischen Backgrounds mehrerer Autoren mag eine klare, durchdachte Vorgehensweise und Argumentation den Leser oft erfreuen.

Dieser müsste sich jedoch nicht zwingend auf Kosten eines frischeren Schreibstils auswirken. Das sind aber zunächst die einzigen Kritikpunkte, die den interessierten Leser bei weitem aber nicht abschrecken oder gar enttäuschen sollen.

Denn die Testcard ist auch dieses Mal sehr gelungen und man darf sich darüber freuen, dass es diese Reihe in dieser Form gibt.