Eine vergessene Perle, die als Paradebeispiel für die Ignoranz der Majorlabel-Politik der Siebziger Jahre durchgeht, erblickt nun mit 44-jähriger Verspätung das Licht der Welt. Der Singer/Songwriter Terry Dolan knüpfte auf verschlungenen Wegen Kontakt mit der britischen Session-Legende Nicky Hopkins (zu hören als Pianist auf zahllosen KINKS- und ROLLING STONES-Alben).
Hopkins erfreute sich seinerseits bester Kontakte zu Warner Bros. Records und vermittelte Dolan dort einen Vertrag. Die Albumsessions begannen, Hopkins lud eine illustre Schar von Musikern als Begleitband ein und begann mit der Produktion eins starken Albums, das zu gleichen Teilen den ekstatischen Gitarrensound der Bay Area wie die verträumten Klänge der Westküsten-Folkies einfangen sollte.
Das Line-up ist ein Allstar-Team der AOR-Szene des Jahres 1971: Leadgitarrist John Cippolina (QUICKSILVER MESSENGER SERVICE) spielte zusammen mit Prairie Prince (TUBES) sowie Santana-Begleiter Neal und Mitgliedern der STEVE MILLER BAND, schon die ersten vier Songs des Albums ein, Background-Vocals steuerten die POINTER SISTERS bei.
Leider entschied sich Nicky Hopkins während der Sessions, wieder mit den Stones auf Tour zu gehen, und brach das Projekt kurzerhand ab. Nun übernahm Session-Guru Pete Sears (SAM GOPAL, STEAMHAMMER) das Ruder und brachte das Album mit Hilfe von Musikern von JOURNEY zum Abschluss.
Leider hatte mittlerweile die Warner-A&R-Abteilung einen neuen Chef bekommen, dem das Projekt als potenzieller Flop erschien, und so wurden die wirklich sehr gelungenen Aufnahmen eingestampft, das Album gecancelt.
Selbst schuld, denn das Album wäre gewiss auf Augenhöhe mit den angesagtesten Folkrockern der Zeit geblieben, wobei die Parallelen zu POCO natürlich teils kaum zu überhören sind. Als Zugabe enthält das Album in der Erstauflage von High Moon noch allerhand Raritäten spendiert und Outtakes, Instrumental-Tracks und Alternativ-Versionen sowie ein 48-seitiges Booklet runden den Release ab.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #130 Februar/März 2017 und Gereon Helmer