TALL DWARFS

Weeville CD / Fork Songs CD

Lang ist's her, als die Musikszene Neuseelands und speziell das Flying Nun-Label hierzulande mit all ihren schrägen Popbands, allen voran THE CHILLS, für Furore sorgten. Heutzutage scheint ja jeder so einen seltsamen LoFi-Pop zu machen, aber als eine Band wie die TALL DWARFS das Mitte/Ende der 80er taten, war das tatsächlich noch etwas besonderes und besaß auch den speziellen Charme Neuseelands, weshalb man dabei auch nicht umsonst von Kiwi-Pop sprach.

Was das Duo Chris Knox und Alec Bathgate auf Platten wie "Weeville" (1990) und "Fork Songs" (1991) produzierte, waren melodische, schräge Popminiaturen, gleichsam primitiv wie intensiv, bei denen besagte LoFi-Ästhetik nicht unbedingt zum Selbstweck wurde, sondern man holte durchaus alles aus den begrenzten Produktionsmitteln heraus, aber das klang eben logischerweise nicht nach fettem Studio, sondern nach D.I.Y.

und sympathisch unperfekten 4-Spur-Aufnahmen. "Weeville" erschien damals sogar beim renommierten US-Label Homestead und passt in ästhetischer Hinsicht auf jeden Fall zu den frühen Platten der VOLCANO SUNS oder DINOSAUR JR., auch wenn die TALL DWARFS eben immer eine experimentelle Popband waren, so wie viele ihrer Landsleute.

Die 16 Songs der Platte klingen dabei überraschenderweise auch nach 15 Jahren immer noch recht frisch und beinahe zeitgemäßer als aktuelle Wohnzimmerkapellen, denen meistens auch das Händchen für richtig gute Songs fehlt.

Die TALL DWARFS sind schräg, aber ihre Melodien besitzen durchaus die Klasse der ganz großen Songwriter des Pop-Bereichs wie Lennon/McCartney oder Brian Wilson, zumindest bemühen sie sich redlich, diesen nachzueifern, ohne zur reinen Zitatband zu werden.

"Fork Songs" besitzt dann nur 14 Songs, aber nicht weniger schöne Melodien, die die Dwarfs wieder auf ihre unnachahmliche Art in spröde, spartanische Songs verpackten, gar nicht weit von den späten XTC entfernt, aber auf deren überladenen Studiosound verzichtend.

Beide Platten besitzen vielleicht nicht mehr die Unschuld der frühen EPs der TALL DWARFS, vor allem "Fork Songs" besitzt einen erstaunlichen Grad an Perfektion, vor allem im Vergleich zu der hier als Bonustracks auftauchenden, wesentlich experimentelleren "Dogma"-EP von 1987.

Aber Chris Knox und Alec Bathgate erweisen sich auch in dieser Phase als brillante Songwriter, an deren Qualitäten es nichts zu rütteln gibt. Schön, dass sich noch jemand an diese Band erinnert hat, eine von vielen aus Neuseeland, die eine Neubewertung verdienen.

(9/8)