TAG DER GESETZLOSEN

Von Freunden des Horrorfilms wird André de Toth auf jeden Fall wegen DAS KABINETT DES PROFESSOR BONDI mit Vincent Price aus dem Jahr 1953 geschätzt, aber auch ansonsten gehörte der 1912 in Ungarn geborene Regisseur zu den interessantesten B-Film-Regisseuren Hollywoods, der auch nie ein Problem damit hatte, gewalttätige Konflikte in möglichst realistischer Weise zu thematisieren.

Dafür ist auch der das erste Mal hierzulande auf DVD erschienene und im Fernsehen bisher nur geschnitten ausgestrahlte TAG DER GESETZLOSEN ein schönes Beispiel – mehr psychologisches „Morality play“ als typischer Western der 50er Jahre, ähnlich wie etwa Anthony Manns brillanter NACKTE GEWALT von 1953.

Aber auch in visueller Hinsicht ist TAG DER GESETZLOSEN ein echter Hochgenuss, der in naturalistischen kühlen Bildern (eingefangen von Howard Hawks’ Kameramann Russell Harlan) das erschreckend brutale Finale des Films in der unwirtlichen, menschenfeindlichen Schneelandschaft der Gebirge Wyomings einfängt.

Robert Ryan (aus DAS DRECKIGE DUTZEND und Sam Peckinpahs THE WILD BUNCH) spielt darin den Rancher Starrett, dessen Konflikte mit den Bewohnern einer Kleinstadt, die seine Gebietsansprüche nicht ganz ernst nehmen, durch andere Eindringlinge verdrängt werden.

Nämlich vagabundierende Unionstruppen, unter der Führung des ehemaligen Captains Jack Bruhn, die auf der Flucht vor der Armee sind. Bruhn ist allerdings schwer verletzt, und seine wilde Bande von Gesetzlosen wartet nur darauf, nach seinem Ableben das Kommando an sich zu reißen, was für die Bevölkerung der Kleinstadt schlimme Folgen hätte, weshalb sich Starrett für eine erstaunlich couragierte, aufopferungsvolle Lösung des Problems entscheidet.

Und dieser ungeschönte Realismus hat de Toths ungewöhnlichem Western bis heute seine Anziehungskraft bewahrt.