Um ehrlich zu sein ist der Shoegaze-Hype der frühen Neunziger damals weitestgehend an mir vorbeigegangen. In Prä-Internet-Zeiten war der musikalische Austausch statischer, und außerdem war parallel Grunge das Ding der Stunde, aus Kalifornien kam reichlich spannender Punkrock, neue Hardcore-Bands tobten sich aus, da musste man seinen Fokus klar ausrichten.
Was in Großbritannien passierte, in der Welt von NME und Melody Maker, das interessiert kaum, Mut zur Lücke. Erst viel später entdeckte ich deshalb SWERVEDRIVER aus Oxford als wirklich herausragende Band des Genres, die, schon 1989 gegründet, nach einigen Kleinformaten 1991 auf dem legendären Creation-Label ihr Debüt „Raise“ veröffentlichten und 1993 das zweite Album „Mezcal Head“, dem 1995 „Ejector Seat Reservation“ und 1996 „99th Dream“ folgten, sowie, nach einer zehnjährigen Pause ab 1998, das 2015er-Comeback „I Wasn’t Born To Lose You“.
„Mezcal Head“ wurde nun, nachdem es zuletzt 2011 in den USA auf Vinyl neu aufgelegt worden war, von Music On Vinyl rereleaset, limitiert auf 1.500 nummerierte Exemplare in klarem Vinyl und inklusive Reprint des originalen Inserts.
Erstaunlich dreckig, laut und direkt empfinde ich das Album heute, nicht so wüst wie seinerzeit DINOSAUR JR. und SONIC YOUTH, aber auch weit weg vom damals ebenfalls aufkommenden wimpy Britpop.
Eine rundum überzeugende Mischung aus Psychedelic, bratigen Rockgitarren und sweeten Melodien. Lohnt die späte Neu- oder Wiederentdeckung.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #32 III 1998 und Thomas Kerpen
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #172 Februar/März 2024 und Joachim Hiller
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #142 Februar/März 2019 und Thomas Kerpen
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #119 April/Mai 2015 und Joachim Hiller
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #134 Oktober/November 2017 und Joachim Hiller