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SWEETHEART

The Unbearable Tightness Of Being / The Process Of Making Us Well

Was für ein schönes Fundstück! Anders als bei bekannten Bands, bei denen hier und da noch ein bisher unveröffentlichter Bonustrack schlummert, der dann meist aus Vermarktungsgründen das Licht der Welt erblickt, haben wir es mit einem schönen Szenemärchen zu tun: Bei der von 2002 bis 2006 aktiven Post-Hardcore Band SWEETHEART aus dem Bundesstaat Ohio wird das gesamte Œuvre durch diese beiden Releases mehr als verdoppelt. Neben einer Selftitled-7“ und der EP „Art Is Dead Is Dead“ gab es nichts Weiteres zu hören. Erstaunlich, dass das Album „The Unbearable Tightness Of Being“ als auch die Single-Sided-EP „The Process Of Making Us Well“ schon aufgenommen waren. Die Bandauflösung kam vor dem fertigen Mix. Durch die Initiative von Export Work Records liegen nun fast zwanzig Jahre später diese beiden unterschiedlichen Werke vor. Ersteres besticht in neun Songs durch den der Band eigenen post-hardcorigen Sound, der mehr Screamo als Hardcore ist, verspielte hohe Gitarrenmelodien und Emo-artige Gesangseinlagen mitbringt und mich durchweg zum Mitnicken verführt. Das zweite Werk, die EP, war für eine Split-Platte mit BETWEEN THE DEVIL AND THE DEEP BLUE SEA gedacht, an deren Sound sich SWEETHEART anlehnen, alles entfaltet sich sehr langsam, ohne schleppend zu sein. Spannung und deren Abfall sind ausgewogen. Wenn eine solch schöne Entdeckung nach derart langer Zeit auftaucht, finde ich es aufgrund der Geschichte schon erzählenswert. Dass beide Platten musikalisch derart gelungen sind, macht das Ganze zu einer vortrefflich rührenden Geschichte einer kurzlebigen Band, die hiermit ihre gelungene Abrundung findet.