Man durfte ja wirklich gespannt sein, wie die Kollaboration aus dem Drone-Experimentalrock der Japaner BORIS und den Soundlandschaften der Drone-Meister SUNN O))) nun letztendlich klingen mag. Denn auch wenn Letztere mit ihrem 2005er Album "Black One" ihr für ihre Verhältnisse bisher zugänglichstes Werk gemacht haben und BORIS mit ihrem aktuellen Album "Pink" eingängig wie noch nie klangen, so durfte man doch davon ausgehen, dass sich bei so einem Gipfeltreffen alle Beteiligten von ihrer besten und extremsten Seite zeigen und zur Höchstform auflaufen wollen.
Und was die fünf hier gemeinsam ("Altar" ist keine Split-Platte) und mit Hilfe ihrer Gastmusiker (unter anderem waren das Joe Preston (EARTH; MELVINS, THRONES), Kim Thayil (SOUNDGARDEN) und Jesse Skyes (THE SWEET HEREAFTER)) geschaffen haben, ist mit Worten kaum zu beschreiben.
Da greifen Begriffe wie Drone oder Ambient zu kurz und können die einzigartige, bedrohliche Atmosphäre von "Altar" nicht ansatzweise wiedergeben. Diese beunruhigende Stimmung, das perfekte Zusammenspiel von alles zermalmender Brutalität und ultratiefen, für körperliches Unwohlsein sorgenden Frequenzen einerseits und einer zerbrechlichen, beinahe schön anmutenden, fast absoluten Stille ist es auch, was die Songs miteinander verbindet, denn an und für sich ist jeder der sechs Tracks auffallend anders als die anderen und zeigt eine ganz eigene Facette der zusammen erzeugten Klänge.
Da passt dann auch ein kaum zu ertragendes fünfzehnminütigen Dronemonster wie das abschließende "Blood swamp" perfekt zu dem von Jesse Skyes gesungenen und überraschend konventionellen, balladesken Song "The sinking belle (blue sheep)".
Auch wenn es abgedroschen klingen mag: "Altar" klingt wie ein vertonter absolut beängstigender Alptraum, dessen grausame Atmosphäre selbst nach dem Aufwachen noch nachwirkt. Was für ein Geniestreich! (10)
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #69 Dezember 2006/Januar 2007 und André Bohnensack