Anfang/Mitte der Neunziger, tiefste bayerische Provinz, irgendwo zwischen Regensburg und Wackersdorf. Nicht unbedingt die Umgebung, aus der normalerweise Bands kommen, die sich dem noisigen Indierock verschrieben haben.
Sowieso war das Aufflackern der Gegenkultur im Kontext des Widerstands gegen die WAA schon längst wieder vergessen, und wenn heute in dieser Region an Musik vor allem Cover-Bands mit Bierzeltkompatibilität boomen, dann sagt das eine Menge aus über die kreative Isolation, in der sich Musiker jenseits des Mainstreams damals wie heute befinden - dort und anderswo im ländlichen Deutschland.
In den sechs Jahren ihres Bestehens (von 1991 bis 1997) gelang es SUDDEN FALL aber doch, regional Aufmerksamkeit zu erregen, denn wer sich als Inspiration ein weites Feld von WEDDING PRESENT über PIL bis hin zu UNSANE ausgesucht hat, zwischen Hardcore, Noise und Goth-Rock pendelt, ist in der Großstadt vielleicht nicht ganz allein, im hintersten Bayern aber sehr wohl.
Mit kleinen Schritten ging es für die Band voran, 1996 war sogar ein Label gefunden, eine Aufnahmesession bei Guido Lucas geplant, doch wie es oft so ist, kurz vor dem möglichen Durchbruch implodierte das Ganze und SUDDEN FALL waren Geschichte.
Zehn Jahre später gibt es jetzt eine streng limitierte Neuauflage des seinerzeit veröffentlichten Mini-Albums, ergänzt um eine Bonus-CD, die nur über die Label-Website erhältlich ist, und wer immer ein Herz hat für verschrobenen deutschen Indie-Rock, bei dem auch mal eine Geige schluchzen darf, der sollte mal einen Blick (und ein Ohr) riskieren.
(07/10)
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #61 August/September 2005 und Joachim Hiller
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #21 III 1995 und Joachim Hiller