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STUMME ZEUGIN

Anthony Wallers Spielfilmdebüt „Stumme Zeugin“ habe ich das erste Mal gesehen, als das Fantasy Filmfest 1995 ein einziges Mal in Essen gastierte. Danach folgte die Auswertung auf Video und DVD, inzwischen gibt es Wallers Film (mit Alec Guinness in seiner letzten Filmrolle) auch als Ultra HD Blu-ray und normale Blu-ray. Die liefern erwartungsgemäß gute Qualität, aber können nichts an dem generell sehr weichen, unscharfen Look des Films ändern – Extras sind keine vorhanden. Nach diesem spannenden Horror-Thriller-Hybriden mit Hitchcock-Anklängen verhob sich Waller dann 1997 mit dem an „American Werewolf“ angelehnten missglückten „American Werewolf in Paris“, auch dank ausgesprochen mieser Spezialeffekte. Ähnlich simpel und effektiv wie „Stumme Zeugin“ und dementsprechend gelungen war dann 2009 „Nine Miles Down“, in dem eine Bohrstelle in der Sahara zum Schauplatz satanischer Rituale wird. Faszinierend war an „Stumme Zeugin“ auf jeden Fall immer das VHS- und DVD-Covermotiv, auf dem ein Frauengesicht in Nahaufnahme zu sehen ist und das Wort „Stumme“ aus Fäden besteht, die anscheinend die Lippen der Frau verschließen. Menschen mit Handicap gibt es ja reichlich im Horror- und Thriller-Bereich, und so steht im Mittelpunkt von „Stumme Zeugin“ eine stumme Maskenbildnerin, die in Moskau an einem Low-Budget-Slasher-Film arbeitet und zufällig mitansehen muss, wie am selben Set nach Drehschluss eine Frau vor laufender Kamera für einen Snuff-Film ermordet wird. Natürlich versuchen die Täter, die lästige Zeugin zu beseitigen. Das Ganze findet ein etwas abruptes Ende und vieles, was Waller hier verarbeitet, hat man schon zur Genüge in anderen Filmen gesehen. Dennoch besitzt „Stumme Zeugin“ eine sehenswerte atmosphärische Qualität, sicherlich auch bedingt dadurch, dass der Film tatsächlich in Moskau gedreht wurde.