SPACE IS THE PLACE

Der 1914 geborene und 1993 verstorbene Herman „Sonny“ Blount, der sich ab 1952 mit dem Namen des antiken ägyptischen Sonnengotts Ra schmückte und begann, Kostüme und Kopfschmuck in ägyptischem Stil zu tragen, ist eine der ungewöhnlichsten Gestalten der Jazzszene.

Ra sah sich nicht nur als Musiker sondern auch als Philosoph, der Rassismus anprangerte und Frieden propagierte, was in das gesamte Konzept seines so genannten Arkestras einfloss, bei dem der Jazz-Sonnengott knapp 100 Musiker verschliss.

Wie viele andere Leute war auch Jim Newman, Gallerist, TV-Produzent und selber Musiker, von Sun Ras kosmischer Ausstrahlung fasziniert – der zudem behauptete, er stamme nicht von der Erde, sondern vom Planeten Saturn.

Und so entstand 1974 der Kinofilm „Space Is the Place“, der versuchte, Ras afrofuturistische Botschaften in Zeiten der Black Panther Party (deren Vorstellungen von der Zukunft der schwarzen Community denen von Ra allerdings widersprachen) in einer handlungsmäßig schwer wiederzugebenden Mischung aus Blaxploitation, Konzertfilm, Science Fiction und Gesellschaftskritik unterzubringen.

„Space Is the Place“ ist auf jeden Fall eine ähnlich seltsame Erfahrung wie Neil Youngs Film „Human Highway“ von 1982. Die Premiere der von Rapid Eye Movies in Eigenregie restaurierten Fassung im Berliner Babylon Kino fand schon 2017 statt.

Jetzt erschien „Space Is the Place“ auch als Blu-ray/DVD-Kombi, wo es als Bonus die während der Premiere aufgezeichnete Podiumsdiskussion mit Produzent Newman und Mitgliedern des immer noch aktiven Arkestra gibt, neben einem weiteren Interview mit Newman.

Im Vergleich zu anderen aktuell restaurierten Film wirkt „Space Is the Place“ zwar teilweise etwas enttäuschend, aber mehr war wohl aus einer der letzten verfügbaren 35-mm-Kopien nicht herauszuholen.